Full text: Neuere Zeit (Teil 3)

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Ludwig, für den er die Regierung übernahm (1324). Aber die 
Pommern wollten die Uckermark nicht herausgeben, verbanden sich mit 
den vom Papste aufgereizten Polen und fielen unter Mord und Brand 
und allen Greueln der Verwüstung in das Land ein. Nach schweren 
Kämpfen traten sie endlich gegen 6000 Mark Silbers die Uckermark 
ab. Doch dauerte die Ruhe nicht lange. Da Ludwig der Baier die 
Ehe der Margarete Maultafch mit einem böhmischen Prinzen 
eigenmächtig getrennt hatte (Tl. II § 16), ward er mit seinem Sohne 
vom Papste in den Bann gethan, und Karl IV. von den Kurfürsten 
zum Kaiser gewählt. Nach Ludwigs Tode (1347) suchte Karl IV. 
den Markgrafen Ludwig durch Anerkennung des sog. falschen Wal¬ 
demar zu stürzen. 
Das Elend der Zeit, durch eine Pest, den schwarzen Tod, noch ge¬ 
steigert, hatte das Andenken an Waldemars glänzende Regierung im Volke 
bewahrt. Plötzlich tauchte die Kunde auf, Waldemar sei nicht tot, sondern 
von einer Wallfahrt aus dem gelobten Lande heimgekehrt. Im Frühling 
1348 trat ein Pilger von großer Ähnlichkeit mit Waldemar aus, der sich 
für diesen ausgab und sein Land zurückforderte. Der Erzbischof von Magde¬ 
burg und andere Fürsten erkannten ihn an, Volk und Land fiel ihm zu 
und er gewann fast ganz Brandenburg. Kaiser Karl IV. ließ ihn durch 
ein Gericht für den wirklichen rechtmäßigen Markgrafen erklären, und Lud¬ 
wig fand in feiner Not fast nur an den Städten Frankfurt und Brietzen 
(seitdem Treuenbrietzen) Beistand. Da aber eine Partei im Reiche einen 
Gegenkaiser gewählt hatte, gab Karl IV. den angeblichen Waldemar auf 
und schloß mit Ludwig Friede. Der falfche Waldemar verlor bald allen 
Anhang und zog sich nach Anhalt zurück, wo er bis an seinen Tod als 
wirklicher Markgraf geehrt ward*). 
Ludwig übergab die Regierung seinen Brüdern Ludwig dem 
Römer (zu Rom geboren) und Otto dem Faulen (1351). Ludwig 
(1352—1365) ward durch die goldene Bulle (Tl. II § 17) zuerst 
Kurfürst von Brandenburg. Er und Otto (bis 1373) schlossen mit 
dem Kaiser eine Erbverbrüderung, wonach Brandenburg beim Absterben 
der regierenden Linie an Luxemburg fallen sollte. Otto, ein träger 
und der Sinnenlust ergebener Fürst, suchte dennoch die Marken für 
Baiern zu erhalten, mußte sie aber noch bei seinen Lebzeiten an des 
Kaisers Sohn, den König Wenzel von Böhmen, abtreten. Mit ihm 
endete die unglückliche Regierung der Baiern über Brandenburg. 
Die Regierung Karls IV. für seinen Sohn Wenzel (1373—1378) 
war nicht ohne Segen für das Land. Er steuerte mit Kraft dem 
*) Er soll ein Müller, Namens Jakob Rehbock, gewesen sein, der bei 
großer Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Waldemar sich in dessen Diensten seine 
Gewohnheiten gemerkt hatte. Andere halten ihn für einen Mönch.
	        
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