Full text: Griechische und römische Geschichte (Teil 1)

weich lichung, die Italien und allmählich auch die Provinzen ergriffen hatte, 
gab es für die Kaiser nur ein Mittel, das Reich notdürftig zusammenzu¬ 
halten, nämlich daß sie die Heeresmacht hauptsächlich aus Germanen bildeten. 
Nur einzelnen wenigen, durch Tüchtigkeit hervorragenden Kaisern gelang es, 
die auseinanderfallenden Teile wieder um sich zu sammeln und die Reichs¬ 
einheit mühsam zu bewahren. 
Der Afrikaner Septimius Severus (193—211) vermochte dies dadurch, 
daß er die meist aus Jtalikeru gebildete Kaisergarde der Prätorianer auflöste, 
sich aus den tüchtigsten Kriegern der Grenzprovinzen eine neue, zahlreichere 
Garde schuf und mit ihrer Hülfe ein strenges Militärregiment führte. Dem 
mitregierenden Senate entzog er seine Rechte, gebrauchte aber seine unum¬ 
schränkte Gewalt zum Heile des Reiches und besonders der Provinzen. Durch 
maßlose Verschwendung und damit verbundene harte Bedrückung verlor sein 
Sohn und Nachfolger Caracalla die Herrschaft wieder. Merkwürdig ist 
seine unheilvolle Regierung deshalb, weil er allen freigeborenen Ein¬ 
wohnern derProvinzen das römis che Bürgerrecht verlieh, 
eine Maßregel, die er nur darum verfügte, um den Ertrag der Erbschafts¬ 
steuer für sich zu vermehren. Noch schlimmeren Lüsten als Caracalla gab 
sich der syrische Sonnenpriester Heliogabalus hin (218—222), an 
dessen Namen sich die schmählichste Entartung im römischen Kaiserreiche 
knüpft. Nur weil seine Mutter ihn für einen natürlichen Sohn des Septi¬ 
mius Severus ausgab, wurde er von den Soldaten zum Kaiser erhoben. 
Als er in Rom erschien, führte er das ganze Gepränge eines orientalischen 
Hofstaates mit sich; aber auch die knechtische Gesinnung der Orientalen ver¬ 
breitete sich mit ihren verweichlichten, üppigen Sitten nach Italien. 
Während der Vetter Heliogabals Alexander Severus (222—235) nach 
ihm wieder ein geordnetes Regiment führte, erfolgte an der Ostgrenze der 
Sturz des parthischen Reiches. An seiner Stelle richtete ein angeblicher 
Nachkomme des Achämeniden Kyros, Artaxerxes, Sassans Sohn, ein 
neues persisches aus, das Reich der Sassaniden, und wenn es auch 
dem Alexander Severus gelang, die Perser zurückzuweisen, so blieben diese 
doch gefährliche Grenznachbarn der Römer. 
Aus der völligen Auflösung, der das römische Kaisertum in der Folge¬ 
zeit entgegen zu gehen s chien, und während dieZahlder Machthaber, 
die in verschiedenen Gebieten gleichzeitig Ansprüche ans die Herrschaft er¬ 
hoben, bis auf 19 stieg, wurde Aurelian (270—275) noch einmal der 
Wiederhersteller und Retter des alten Cäsarenthrones; 
er besiegte die einzelnen Gegenkaiser, darunter auch die edle Zeno bia, 
deren Herrschersitz Palmyra er einnahin und mit seinem Sonnentempel und
	        
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