Napoleon und Deutschland.
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und das zur „eisalpinischen Republik" erklärte Oberitalien waren
wenig anderes als französische Vasallenstaaten. Österreich war zwei¬
mal niedergeworfen; Preußen hatte sich selbst zu einer faft bedingungs¬
losen Neutralität verurteilt; die kleineren deutschen Staaten waren
durch Furcht oder Hoffnung au Frankreich gekettet.
Napoleon wußte diesen letzten Umstand sehr wohl zu verwerten.
Im September 1804 (noch vor seiner Krönung) erschien er mit allem
Kaiserprunke in den ueusranzösischeu Rheinlanden. Leider bewies,
ihm gegenüber, das deutsche Volk ebenso wenig Selbstachtung, wie
die deutschen Fürsten. Mit Jnbel ward der neue Gebieter in Köln
empfangen: Bürger spannten sich vor seinen Wagen! Ähnlich ging
es in Mainz. Aber auch die deutschen Reichsfürften des Südens
und Westens, an ihrer Spitze der Kursürst-Erzknnzler Frech. v. Dal¬
berg und unter ihnen sogar der greise Karl Friedrich von Baden, fanden
sich huldigend ein, als wäre es ein deutscher, nicht ein französischer
Kaiser, der hier Hos hielt! Damals mag wohl schon im Geheimen
verabredet worden sein, was bald darauf, 1805, offen ans Licht trat.
Eine neue, die dritte Koalition gegen Frankreich hatte sich ge¬
bildet— wiederum zwischen England, Rußland und Österreich. Napo¬
leon, eben damit beschäftigt, eine Landung in England vorzubereiten,
gab diesen Plan auf und wandte sich nach Deutschland, um zunächst
gegen Österreich den Krieg zu beginnen. Als Verbündete traten ihm
die drei süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden zur
Seite!
In Preußen regierte seit dem am 16. Nov. 1797 erfolgten Tode
Friedrich Wilhelms II. dessen Sohn Friedrich Wilhelm III. Der
junge König hatte im Innern an die Stelle des verschwenderischen und
leichtfertigen Regiments feines Vaters fofort ein pflichtftrenges und
sparsames gefetzt; allein die auswärtige Politik, von denselben Män¬
nern fortgeführt, die fein Vater damit betraut hatte, war auch die¬
selbe geblieben, wie sie schon 1795 gewesen, schwankend, unentschlossen,
schwächlich, vor jedem kühneren Schritte zurückscheuend. So war
und blieb sie auch jetzt. Die Verbündeten suchten die preußische
Regierung zur Teilnahme am Kriege gegen Napoleon zu bewegen —
dazu konnte sie sich nicht entschließen. Napoleon seinerseits verlangte
zunächst von Preußen nur Fortdauer der Neutralität. ' Er wollte
ihm Hannover „in Verwahrung geben", um dieses Land vor einem
Angriff von England aus zu sichern; gleichzeitig aber sollte Preußen
sich auch zu einem aktiven Bündnis mit Frankreich verpflichten, sobald
Napoleon dies nötig fände; in diesem Falle sollte es Hannover als