Full text: Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit (Teil 2)

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Der Dualismus zwischen Österreich und Preußen; seine 
Beendigung durch den deutschen Krieg von 186«. 
Der Gegensatz zwischen Preußen und Österreich war sehr alt, er ging 
weit hinter bte Seiten Friebrichs bes ©rossen zurück. Dieser Gegensatz be¬ 
ruhte auf bem Umstanbe, „baß bie Interessen Deutschland mit ben preußi¬ 
schen zusammenfielen (s. Seite 189), währenb sie bem Wiener Hose abseits 
lagen" (von Sybel). Schon Friebrich ber Große hatte „in der Erhebung 
ber Schmalkalbener, im breißigjährigen Kriege, in allen Wirren ber jüngsten 
zwei Jahrhunberte nichts als ben unablässigen Kampf ber beutschen Freiheit 
wiber ben Despotismus bes Hauses Österreich gesehen" (v. Treitschke). 
Diesen Kampf siegreich zu Enbe zu führen, erschien schon ihm als bie Auf¬ 
gabe bes preußischen Staates. Unb als bie habsüchtige Politik Josess II. 
eine neue Erweiterung seiner Hausmacht in Baiern plante, ba trat ber 
Gegensatz ber beiben nebenbuhlerischen Mächte schärfer unb klarer an ben 
Tag, als je zuvor. Seit ben Tagen bes Wiener Kongresses hatte sich ber 
Zwiespalt immer von neuem gezeigt. Er herrschte im Frankfurter Parla¬ 
ment, in welchem sich bie erbkaiserliche unb bie bunbesstaatliche Partei, bte 
großbeutsche unb bie kleinbeutsche gegenüberstanben. Immer wieber'zer¬ 
klüftete biefer Gegensatz von ba an bas politische Leben in Deutschlanb unb 
vereitelte alle Einheitsbestrebungen. Unter allen Umstänben wollte Öster¬ 
reich feinen Einfluß in Deutschlanb sich erhalten unb Preußen, soviel es an¬ 
ging, unterbrücken. Als nun in Preußen ber Verfassungsstreit zwischen ber 
Regierung unb bem Abgeorbnetenhause herrschte, in Österreich bagegen ein 
liberaler Anlauf genommen würbe, schienen bem österreichischen Ministerium 
bie Verhältnisse für seine Absichten günstig. Deshalb berief Franz Josef im 
Sommer 1863 einen Kongreß aller deutschen Fürsten nach Frankfurt a. M. 
unb legte ihm einen Entwurf für bie Reform bes Deutschen Bunbes 
vor. Die fast vollstänbig versammelten Fürsten stimmten demselben bei. 
Aber Wilhelm I. war fern geblieben unb weigerte sich auch auf Bismarcks 
energischen Rat, in Frankfurt zu erscheinen, trotz ber an ihn gerichteten wieber- 
holten unb sehr bringenden Einlabungen. Daran scheiterten bie Bemühungen 
btefes Fürstentages; bie Bnnbesreform kam feinen Schritt weiter weil bie 
preußischen und österreichischen Interessen sich unvereinbar gegenüberstanben. 
Nur eilt Krieg konnte biesem Zustanbe ein Enbe machen. Da zauberte Bis¬ 
marck nicht länger. Er schloß 1866 mit Italien ein Schutz- unb Trutz- 
bünbnis, unb als ber österreichische Statthalter in Holstein, von Gablenz 
immer betulicher für ben Herzog von Augustenbnrg Partei ergriff unb zu 
feinen Gunsten bie holsteinische Stänbeversammlung berief, erklärte Bis-
	        
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