— 38 —
Erhöhung durch seine Salbung und durch die Erteilung des Diadems.
Dafür übernahm der neue König den Schutz des Papstes gegen die Lango¬
barden. Zweimal zog er über die Alpen, um Rom vor Aistulf zu sichern.
Pippin nahm den Langobarden das kaum gewonnene Exarchat wieder ab
und gab es dem Papste. Diese sogenannte Pippinsche Schenkung umfaßte
das Gebiet von Rom und das Exarchat von Ravenna, den Küstenstrich von
der Pomündung bis Ankona; es wurde die Grundlage des Kirchenstaates.
Seitdem wurde die Kirche die Genossin der fränkischen Macht. Wie große
Fortschritte sie vornehmlich durch Winfrids Wirken im Innern von Deutsch¬
land machte, s. Seite 35.
Außerdem kämpfte Pippin glücklich gegen Friesen und Sachsen, ver¬
drängte die Araber aus ihren Eroberungen diesseits der Pyrenäen und be¬
festigte seine Herrschaft auch im Innern so, daß das Königtum der Karo¬
linger schon unter ihm stärker war, als die fränkische Macht je früher gewesen
war. Vor seinem Tode teilte er das Reich unter seine beiden Söhne Karl und
Karlmann, doch blieb die Teilung ohne dauernde Bedeutung, da Karlmann
bald (771) starb.
Karl der Große 768—814*
Etwa sechsundzwanzigjährig — denn das Geburtsjahr steht nicht fest —
bestieg Karl den Thron. Seine eiserne Willenskraft, eine bedeutende, dem
Höchsten zustrebende Bildsamkeit und seine wunderbare Gabe, das Richtige
zu treffen, zeichneten ihn aus. Vornehmlich diese Eigenschaften haben ihn
zu einem so hervorragenden Bildner der ihm unterworfenen Völker gemacht.
Zunächst hatte Karl die aufrührerischen Herzöge von Aquitanien und Bretagne
niederzuwerfen, welche den jungen Monarchen nicht anerkennen wollten.
Dann wurden zahlreiche Kriege zur weiteren Ausbreitung des Reiches ge¬
führt. Ohne die Zeitfolge zu beachten, soll zunächst die Erwerbung neuer
Gebiete mit Karls kriegerischen Unternehmungen zusammengefaßt werden.
Die Kriege nach außen begannen 772 an der Ostgrenze gegen die
uralten Feinde der Franken, die noch heidnischen Sachsen. Diese waren
geteilt in Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier; sie waren ver¬
bunden mit den Friesen. Die fortwährenden Beunruhigungen der Grenzen
machten ihre Unterwerfung zur Notwendigkeit. Für sie handelte es sich um
die höchsten Güter, um ihre Freiheit und ihren Glauben. Daher war der
Kampf, welcher bis zur völligen Unterwerfung etwa drei Jahrzehnte dauerte,
ein höchst erbitterter und hartnäckiger. Wenn die fränkischen Heere nach
siegreichem Feldzuge abgezogen waren, standen die Sachsen wieder auf.
Mehrmals metzelten sie in mörderischer Rachsucht die zurückgelassenen Be-