Full text: Griechische und römische Sagen und Erzählungen, Deutsche Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Teil 1)

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I- Griechische und Römische Sagen und Erzählungen. 
bereit erklärt, seinen bedrängten Mitbürgern zu Helsen. Aber er war 
verbannt, und die Verbannung konnte nur der Senat zurücknehmen. Da 
schwamm in der Nacht ein tapferer Jüngling über den Tiber, kletterte 
aus das Kapitol und überbrachte die Bitte, den Kamillus zum Feldherrn 
zu machen. Gern wurde diese gewährt. Aber noch einmal drohte dem 
Kapitol eine große Gefahr. In einer sternhellen Nacht — die römischen 
Wachtposten waren vor Übermüdung eingeschlafen — kletterte eine An¬ 
zahl tapferer Gallier den Burgberg hinauf. Nicht einmal die Hunde 
schlugen an, nur die heiligen Gänse der Juno, die man auch in der 
größten Hungersnot nicht geschlachtet hatte, hörten die Herankommenden. 
Und dies rettete Rom. Von ihrem Geschrei und Flügelschlagen erwachte 
Manlius, ein tapferer Römer, ergriff die Waffen und kam gerade zurecht, 
um den ersten Gallier, der schon oben war, wieder mit dem Schilde 
zurückstoßen zu können. Nun gelang es, den Überfall abzuwehren. 
Manlius bekam als Belohnung von jedem Soldaten etwas von deffen 
Wein und seinem Mehl ab. Aber mehr als die Kämpfe bedrückte beide 
Teile die Hungersnot. Unter den Galliern brachen dazu Krankheiten 
aus; aber auch auf dem Kapitol gab es kein Brot mehr. Die Römer 
kauften sich in dieser Not von den Galliern um 1000 Pfund Gold los. 
Als das Gold abgewogen wurde, versuchten die Gallier, mit falschen 
Gewichten zu betrügen; die Römer beschwerten sich; da warf der Gallier- 
fürst Brennns sein Schwert in die Wagschale mit den Worten: „Besiegte 
müssen leiden!" Jetzt erschien, so erzählen die Römer, plötzlich Kamillus 
mit einem Heere. Er als der Oberbefehlshaber verbot diesen schlimmen 
Handel, denn mit Eisen, nicht mit Gold erkauft der Römer seine Freiheit. 
Es kam zum Kampfe, und die Gallier wurden völlig geschlagen. Aber 
viele Römer wollten nicht in dem verwüsteten Rom bleiben, sie wollten 
lieber nach Veji, dessen Häuser noch standen, auswandern. Kamillus 
verhinderte das, und ihn nannten seine Mitbürger, als Rom neu auf¬ 
gebaut war, den anderen Romulus, den zweiten Gründer Roms.
	        
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