Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

I. Zeitalter der Gracchen. 
101 
in Stücken zu 30 Morgen verteilt werden. Der Adel widersprach 
dem Antrage heftig und gewann auch einen andern Volkstribunen 
für sich. Doch diesen ließ Gracchus rechtswidrig absetzen und 
brachte nun seinen Antrag durch. Drei Männer wurden gewählt, 
die in den nächsten Jahren eine große Anzahl von kleinen Bauern¬ 
höfen armen Leuten anwiesen. 
Als Gracchus sich auch für das nächste Jahr (132) zum 
Volkstribunen wählen lassen wollte, entstand ein Aufruhr. In 
demselben wurde er 133 mit vielen seiner Anhänger erschlagen. 
Sein Schwager Scipio Ämilianus hatte sein Vorgehen gemi߬ 
billigt. Eines Morgens wurde er tot in seinem Bette gefunden; 
viele nahmen an, daß er von den Anhängern des Gracchus er¬ 
mordet worden sei. Bewiesen ist das niemals worden. 
2. Revolution des Gaius Sempronius Gracchus. § 
Gaius Sempronius Gracchus, 9 Jahre jünger als sein Bruder, 
dem er überlegen war an Talent, Charakter und vor allem an 
Leidenschaft, der größte Redner Roms und einer seiner bedeu¬ 
tendsten Staatsmänner, ließ sich, eine echt italienische Natur von 
Rachedurst erfüllt gegen die Nobilität, die ihm den Bruder ge¬ 
tötet, aber auch von reinster Vaterlandsliebe geleitet, zum Tribunen 
für 123 und 122 wählen und brachte eine Reihe von Gesetzen 
durch, die in ihren letzten Wirkungen die Umwandlung der 
aristokratischen Republik in eine demokratische Monarchie 
herbeigeführt hätten, gleichviel ob sich Gracchus dessen ganz be¬ 
wußt geworden sein mag. 
Er erneuerte das Ackergesetz seines Bruders Tiberius; ferner 
sollte regelmäßig an arme Bürger vom Staate Getreide zu einem 
äußerst geringen Preise verteilt werden; um den gefährlichen 
Wirkungen dieses Gesetzes zu begegnen, sollten zur Versorgung 
der Armen Kolonien außerhalb Italiens gegründet werden, zu¬ 
nächst eine solche auf dem Boden des zerstörten Karthagos. 
Durch diese Gesetze gewann sich Gracchus die Gunst des 
armen Volkes; aber auch den Ritterstand zog er auf seine Seite, 
und zwar dadurch, daß er durchsetzte, daß die Rechtspflege, 
die in den Händen der Optimaten lag, den Rittern übertragen 
wurde. So erlangte er eine fast königliche Stellung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.