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schäften und Fehlern des Prinzen entgegen zu setzen, und nährte 
dadurch an ihm' Eigensinn und Unbiegsamkeit; Fehler, die er 
selbst in spateren Jahren oft bcrcuete, und es. häufig gestand, das; 
man ihn hätte strenger halten sollen. Besonders war er geneigt, 
stell deshalb über seine Mutter zu beklagen, weil sie, wie er 
glaubte, Alles gethan habe, ihn zu verziehen. So oft er von 
ihr sprach, bediente er sich des Einganges : ,, Meine »Mutter 
war gewiß eine gute Frau, aber eine böse Christin;" und wenn 
er von seiner eigenen Erziehung sprach, führte er oftmals eine 
Rauferei mit dem jungen Herzog von Kurland an, der in Berlin 
erzogen wurde. Die beiden Prinzen geriethen einander in die 
Haare, und Friedrich Wilhelm, als der stärkere, warf seinen 
Gegner zu Boden und fiel über ihn her. In diesem Augenblicke 
kam die königliche Mutter dazu. Statt dem llntenlicgendcn 
zu Hülfe zu eilen und ihren Sohn zu bestrafen, rief sie 
blos wchmüthig aus: „man aller fils, que faites-vous lü?" 
(mein lieber Sohn, was machst du da?) — Einige andere 
jugendliche Unarten des Prinzen mögen hier noch als charal'tcri- 
strend erwähnt werden. Einst spielte der kleine vierjährige Prinr, 
während man ihn ankleidete, mit seinen Schuhen und nahm eine 
dazu gehörige Schnalle in den Mund; da man sie ihm wegncbs 
men wollte, verschluckte er sic und freute sich seines Kunststückes 
nicht wenig. Die Gouvernante, eine Frau von Montbcil, 
und die Kammerfrauen geriethen in die größte Angst; man schickte 
sogleich nach Aerzten, man rief die Ehurfürstin herbei, welche, 
wie ein Zeitgenoffc berichtet, ein Geschrei ausstieß, um Felsen 
zu erweichen! Der Churfürst wußte sich von seinem Schreck nicht 
zu erholen, der ganze Hof war in Aufruhr. Der Prinz aber 
lachte und spielte. Glücklicher Weise gelang cs den Bemühungen 
der Aerzte, die Schnalle auf gewöhnlichem Wege abzutteiben 
und den Prinzen zu retten. Allgemeine Dankfesie im Lande 
bezeugten die Freude über das glückliche Ereigniß. (Die Schnalle 
wird noch jetzt in der königlichen Kunstkammer in Berlin auf¬ 
bewahrt. Sie ist von Silber und vergoldet, einen guten Zoll 
lang und einen halben breit.) 
Besonders freute cs den jungen Prinzen, wenn er die ängst¬ 
liche Obcrhofmcisterin in Verlegenheit bringen konnte. Als er 
einst schön geputzt und frisirt in die Gesellschaft bei Hofe geführt 
werden sollte, war er mit einem Male verschwunden, und nach
	        
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