A. Deutschland mr Zeit -er Reformation
und unter der Herrschaft Kaiser Karts V.
1517—1556.
Wie im Mittelalter Deutschland gegen die päpstlichen
weltbeherrschenden Bestrebungen, entsprechend seiner Stellung
als erste Macht und Vorkärnpserin Europas, gestritten hatte,
so erfolgte von hier aus auch der große Rückschlag gegen das
aus dem Kampfe gegen das Kaisertum zwar siegreich doch
geschwächt hervorgeg.ulgeue Papsttum, die Reformation.
Dadurch aber, daß ein großer Teil der deutschen Reichssürsten
die religiöse Bewegung ihrem schon seit Jahrhunderten ver¬
folgten Streben, sich von der kaiserlichen Gewalt mehr und
mehr als unabhängig hinzustellen, dienstbar macht, verliert die
Reformation ihren rein kirchlichen Charakter, so daß Deutschland
aus den bürgerlichen und Reliqionskämpsen des lßtett Jahr¬
hunderts äußerlich zwar beruhigt, aber den Keim zu neuen
folgenschweren inneren Kämpfen in sich tragend, hervorgeht.
Erster Abschnitt.
Die Reformation in Deutschland 1517-1555. 1517-1555
I. Ursachen der Reformation.
Zur Vorbereitung und zum Ausbruch der großen kirch¬
lichen Bewegung des 16ten Jahrhunderts ist eine Anzahl der
wichtigsten und eingreifendsten Momente teils mittelbar teils
unmittelbar von Einfluß gewesen.
1. Unmittelbare Ursachen. Das Bedürfnis einer Refor¬
mation 5er Kirche an Haupt und Gliedern war fast allgemein,
schort die sogenannten Mystiker (Tauler in Straßburg,
Thomas a Kempis [f 1471] u. a.) waren in einen religiösen
Gegensatz zu der herrschenden mittelalterlichen Scholastik ge¬
treten. Ausgesprochen und erstrebt war diese Reformation in
bezug auf Lehre, Klents und Kirchenverfassung (abgesehen von