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Des Geigers Heldensterben.
Eine Begebenheit 1914.
Er nahm die geliebte Geige Nun lag er still und stiller
Mit in das Kriegsgewühl; Todwund im Lazarett;
Es lauschten im Feld und Quartiere Bleich ruhten seine Hände
Die Kameraden dem Spiel. Auf schneeig weißem Bett.
Da sprang im Zauberstrahle Das Haupt war ihm verbunden,
Der deutsche Liederborn, Und näher kam der Tod!
Da stürmte wie wildes Reiten Da klang's im stillen Abend
Der deutsche Kriegerzorn. Aus seiner Sterbenot:
Bald fand das Lied ein Ende. „Ach, gebt mir meine Geige!" —
Zwei Kugeln trafen gut. Sie brachten sie ihm her. —
Aus tiefen Wunden strömte „O Deutschland hoch in Ehren!"
Das rote, junge Blut. So spielte sterbend er. —
Reinhold Braun.
Der sterbende Grenadier.
In Maastricht — abends — im Spital.
Aus sauberen Betten, weiß und schmal,
Der scheidenden Sonne verflackerndes Licht.
Hier glüht im Fieber ein junges Gesicht,
Dort rinnt auf Züge, marmorweiß,
Aus verklebten Haaren der letzte Schweiß.
Schlachtwunde. Sind aus Belgien gekommen.
Deutsche, die der Sieg vergaß,
Als die Kameraden die Hügel erklommen;
Holland hat gastlich sie aufgenommen.
Unter den Fenstern rauscht die Maas.
Holländische Schwestern mit weißen Hauben.
Huschen Zwischen den Reihen umher;
Stärken leise den Hoffnungsglauben,
Reden tröstend von Wiederkehr
In die Heimat . . . Nein, in die Front!
Seufzer und Röcheln . . . Dort im Bette
Ein Grenadier, blauäugig, blond.
„Wenn er's nur überstanden hätte!“
Leise flüstert's die Schwester der andern.
Seine Augen stieren, die Träume wandern.
Die Finger fahren auf und ab
Der Decke roten Streifen,.
Als wollten sie fangen, fassen, greifen,
Als wollten sie schaufeln ein Grab.