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Weg Zu gehen. Mir wollten keine Schlachten dort schlagen, keinen Schaden
anrichten, wir wollten nur durchziehen, weil wir durchziehen mußten. Das
war der belgischen Negierung klipp und klar gesagt worden. Aber die Belgier
waren mit Blindheit geschlagen, sie erkannten nicht die Redlichkeit unserer
Absicht, wollten sie nicht erkennen. Töricht lehnten sie jeden Freundschaftsdienst
ab. Ja, man zeigte sich dort so gehässig gegen alles, was deutsch war, daß
uns da's damals ganz unbegreiflich erschien. Heute verstehen wir das besser,
heute wissen wir, daß Belgien längst mit Frankreich und England allerlei
Abmachungen getroffen hatte für den Fall eines Krieges mit Deutschland.
Schriftstücke, welche man in Brüssel und Antwerpen später fand, beweisen dies.
So hatte sich denn Belgien selbst seiner Neutralität begeben. Die deutschen
Heerführer dachten: Gut, wollt ihr nicht unsere Freunde sein, so seid ihr eben
unsere Feinde. Durch müssen wir, und ihr sollt Proben unserer Tapferkeit
bekommen. Sie rückten ein, und daraufhin erklärte Belgien uns den Krieg,
ebenso England, welches vorgab, Belgien schützen zu müssen. — Schon am
7. August kam die erste Freudennachricht: „Lüttich ist im Sturm genommen.“
Unsere Truppen, welche gegen eine große Übermacht kämpften, haben dabei
i° viel Mut und Tapferkeit gezeigt, daß der Generalquartiermeister von Stein
melden konnte: „Jeder Kundige kann die Größe der Leistung ermessen. Sie
steht einzig da." — Der Luftkreuzer Z 6 hat bei der Eroberung Lüttichs durch
Bombenwerfen mitgewirkt. Zum erstenmal hörte man von den Wundertaten
der 42cm-Geschosse, welche von Krupp in Essen verfertigt worden waren.
Heute wissen mir noch nicht viel mehr von ihnen, als daß ihre Wirkung un¬
vergleichlich und daß keiner der Feinde ein solches Geschütz auf zum eisen hat. —
Hier, seht noch einmal die Bilder, melche die schrecklichen Verheerungen dieser
Geschosse zeigen. — Lüttich mar in offenem, ehrlichem Kampfe genommen
worden. Unsere Kämpfer betrauerten die Opfer und freuten sich des Sieges.
Aber diese Freude murde schmer niedergehalten durch die fortgesetzten Kämpfe,
die sie mit den belgischen Franktireurs, bemaffneten Bürgern, zu bestehen
hatten. Nirgends maren sie ihres Lebens sicher. Aus Häusern, hinter Büschen
und Bäumen her schossen die Franktireurs in blinder Wut auf unsere Soldaten.
Nicht einmal die bekannte weiße Binde mit dem roten Kreuz gewährte Schutz.
Da mußten denn die strengsten Maßregeln ergriffen werden, um das wütende
Volk im Zaum zu halten.
Merke: Um einem französischen Einfall von Belgien her in unser Land
vorzubeugen, rückten die Deutschen in Belgien ein. Trotzdem sie ihre friedliche
Absicht bekannt gaben, wurden sie feindlich empfangen. Belgien und England
erklärten an Deutschland den Krieg. Am 7. August stürmten die Deutschen
Lüttich.
Kämpfe im Elsaß.
Von der Karte lasen mir, daß es den Franzosen ein leichtes sei, von
Belfort her in Elsaß einzudringen. So kam es, daß schon vor der Kriegs¬
erklärung französische Truppen unsere Grenzschutztruppen angriffen und mehrere
Ortschaften im Oberelsaß besetzten. Es kam zunächst zu einigen kleineren Ge¬
fechten. Die Franzosen murden zroar zurückgemorfen, besetzten aber bald darauf
Mülhausen, mo sie eine vollständige Niederlage erlitten. Auch in Lothringen