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6. Tie Brauereibetriebe wurden eingeschränkt.
7. Odländereien werden urbar gemacht und zum Anbau von Getreide
verwendet. Die Arbeit wird von Gefangenen, auch von Arbeitslosen besorgt.
Durch das Versütterungsverbot für Brotgetreide ist ein großer Ausfall
an Viehfutter entstanden. Dieser wird noch vermehrt durch das Stillstehen
mancher Fabriken. Denn die Bierbrauereien, Spiritusbrennereien, Molkereien,
Stärke- und Zuckerfabriken, die Ölindustrien lieferten reichlich Abfälle für das
Vieh. Da nun solche Abfälle im großen vielfach wegfallen, sucht man durch
den Abfall im kleinen einen Ausgleich herzustellen. Wenn jeder, auch der
kleinste Haushalt, treulich alle Abfälle, auch die geringsten, sammelt, so kommt
da doch wieder eine Menge Viehfutter zusammen. Trotzdem haben wir Futter¬
mangel, und dieser bedingt einen Mangel an Schlachtvieh. Auch die Vieh¬
einfuhr leidet durch den Krieg. Da ist es nun sehr gut, daß unser Viehbestand
so groß ist (Rindvieh allein 20 Millionen Stück). Nun wir in Not sind, greifen
wir den schönen Vorrat an. Dazu kommt die Mahnung. F l ei sch d au er-
w a r e herzustellen, um späterem Mangel an Fleisch vorzubeugen. — Mangel
an Vieh bedingt auch einen Mangel an Fett; auch hier erleiden wir Einbuße
an der Einfuhr. Doch ist unser Volk so gesund, daß ihm eine zeitweilige Fett-
enthaltung durchaus nicht schadet.
Ausfall haben wir auch an Eiern, an Kakao, Tee, Reis und Hülsen-
früchten, doch bedeutet das bei sparsamem Verbrauch durchaus keine ernste
Gefahr. An Kaffee haben wir einen großen Vorrat in Hamburg — 1 Million
Sack —, und in Antwerpen haben wir 3/4 Million Sack erbeutet. Das Kaffee-
trinken brauchen wir uns also in der harten Kriegszeit nicht abzugewöhnen. —
Wenn nun alle sparen helfen, wenn die Hausfrau ihren Mittagstisch sorgfältig
auf seine Zweckmäßigkeit und Billigkeit prüft, wenn auch die Kinder durch
sparsamen Brotverbrauch, durch Sammeln von Abfällen, durch Enthaltsamkeit
von Chokolade und Kuchen mitwirken, dann wird Deutschland wirtschaftlich
nicht kleinzukriegen sein, dann wird es den Krieg auch nach dieser Richtung
durchhalten können, all denen zu Ehren, die nicht auf dem Schlachtfelde stehen,
und den Feinden zum Verdruß. Beim Einkausen, Kochen, Essen — daheim
und draußen — wollen wir daran denken, daß England uns aushungern
will, und daß wir diesen Plan zuschanden machen müssen.
Für morgen schreibt: Wie kann ich das Vaterland vor Hungersnot schützen
helfen?
VII. Kriegshilfen.
Die wOlimten im Felde, ihre Angehörigen in der Heimat und die Be¬
wohner jener Landstriche, darinnen sich die Kämpfe abspielen, haben durch den
Krieg Vieles und Schweres zu erleiden. Daß ihnen nach Kräften Hilfe wird,
dafür sorgen Staat, Gemeinde, Vereine und Privatpersonen.
Der Staat sorgt durch Zuschüsse an die Kriegsversicherung, durch Be¬
willigung von Unterstützungsgeldern, durch Fürsorge für die Arbeitslosen. Er
läßt Staatsbauten errichten, daß die Leute Arbeit haben. Die Arbeiterwochen¬
karte wurde auf 14 Tage verlängert. Die Staatsbeamten bekommen ihre
Gehälter weiter gezahlt. Das vom Kriege verwüstete Land läßt er wieder