Full text: Der Weltkrieg 1914/15 in der Volksschule

— 58 — 
6. Tie Brauereibetriebe wurden eingeschränkt. 
7. Odländereien werden urbar gemacht und zum Anbau von Getreide 
verwendet. Die Arbeit wird von Gefangenen, auch von Arbeitslosen besorgt. 
Durch das Versütterungsverbot für Brotgetreide ist ein großer Ausfall 
an Viehfutter entstanden. Dieser wird noch vermehrt durch das Stillstehen 
mancher Fabriken. Denn die Bierbrauereien, Spiritusbrennereien, Molkereien, 
Stärke- und Zuckerfabriken, die Ölindustrien lieferten reichlich Abfälle für das 
Vieh. Da nun solche Abfälle im großen vielfach wegfallen, sucht man durch 
den Abfall im kleinen einen Ausgleich herzustellen. Wenn jeder, auch der 
kleinste Haushalt, treulich alle Abfälle, auch die geringsten, sammelt, so kommt 
da doch wieder eine Menge Viehfutter zusammen. Trotzdem haben wir Futter¬ 
mangel, und dieser bedingt einen Mangel an Schlachtvieh. Auch die Vieh¬ 
einfuhr leidet durch den Krieg. Da ist es nun sehr gut, daß unser Viehbestand 
so groß ist (Rindvieh allein 20 Millionen Stück). Nun wir in Not sind, greifen 
wir den schönen Vorrat an. Dazu kommt die Mahnung. F l ei sch d au er- 
w a r e herzustellen, um späterem Mangel an Fleisch vorzubeugen. — Mangel 
an Vieh bedingt auch einen Mangel an Fett; auch hier erleiden wir Einbuße 
an der Einfuhr. Doch ist unser Volk so gesund, daß ihm eine zeitweilige Fett- 
enthaltung durchaus nicht schadet. 
Ausfall haben wir auch an Eiern, an Kakao, Tee, Reis und Hülsen- 
früchten, doch bedeutet das bei sparsamem Verbrauch durchaus keine ernste 
Gefahr. An Kaffee haben wir einen großen Vorrat in Hamburg — 1 Million 
Sack —, und in Antwerpen haben wir 3/4 Million Sack erbeutet. Das Kaffee- 
trinken brauchen wir uns also in der harten Kriegszeit nicht abzugewöhnen. — 
Wenn nun alle sparen helfen, wenn die Hausfrau ihren Mittagstisch sorgfältig 
auf seine Zweckmäßigkeit und Billigkeit prüft, wenn auch die Kinder durch 
sparsamen Brotverbrauch, durch Sammeln von Abfällen, durch Enthaltsamkeit 
von Chokolade und Kuchen mitwirken, dann wird Deutschland wirtschaftlich 
nicht kleinzukriegen sein, dann wird es den Krieg auch nach dieser Richtung 
durchhalten können, all denen zu Ehren, die nicht auf dem Schlachtfelde stehen, 
und den Feinden zum Verdruß. Beim Einkausen, Kochen, Essen — daheim 
und draußen — wollen wir daran denken, daß England uns aushungern 
will, und daß wir diesen Plan zuschanden machen müssen. 
Für morgen schreibt: Wie kann ich das Vaterland vor Hungersnot schützen 
helfen? 
VII. Kriegshilfen. 
Die wOlimten im Felde, ihre Angehörigen in der Heimat und die Be¬ 
wohner jener Landstriche, darinnen sich die Kämpfe abspielen, haben durch den 
Krieg Vieles und Schweres zu erleiden. Daß ihnen nach Kräften Hilfe wird, 
dafür sorgen Staat, Gemeinde, Vereine und Privatpersonen. 
Der Staat sorgt durch Zuschüsse an die Kriegsversicherung, durch Be¬ 
willigung von Unterstützungsgeldern, durch Fürsorge für die Arbeitslosen. Er 
läßt Staatsbauten errichten, daß die Leute Arbeit haben. Die Arbeiterwochen¬ 
karte wurde auf 14 Tage verlängert. Die Staatsbeamten bekommen ihre 
Gehälter weiter gezahlt. Das vom Kriege verwüstete Land läßt er wieder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.