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zurück und drang mit gezogenem Schwerte vor. Bei den Leichen
scheute sein Roß, da sprang er ab und ging zu Fuß weiter. Des
lobte ihn Walther uud sagte: „Du bist ein rechter Ritter, da du den
Vorteil des Rosses verschmähst und ein gleiches Gefecht mit mir
eingehen willst." — Aber spöttisch erwiderte Hadawart: „Wie eine
Natter liegst du zusammengeballt im Kreise und windest dich nach
allen Seiten. Speeren und Pfeilen verstehst du auszuweichen, aber
vor meinem Schwerte wird deine Kunst ein Ende finden. Lege
doch sogleich deinen schönen Schild ab, er soll von meinen Hieben
keinen nehmen, denn er ist mir vom König als Kampfpreis zugeteilt.
Sollte ich dir aber wider Erwarten unterliegen, so stehen dort meine
Genossen. Du würdest dein Leben nicht fristen, auch wenn du uns
als Vogel entschweben wolltest." — Furchtlos antwortete Walther:
„Wie magst du wähnen, daß ich meinen Schild von mir lasse, dem
ich doch zu großem Danke verpflichtet bin! Gar oft schirmte er mich
in heißer Schlacht und ließ sich die Wunden schlagen, die mir galten,
und ohne seine Hülse stände ich nimmer vor dir." — „Nun," rief
Hadawart, „so gib unfreiwillig her, nicht bloß den Schild, sondern
auch das Gold, das Roß und die Jungfrau!" Damit begann er
seinen Angriff mit dem Schwerte. Walther wehrte sich mit dem
Speer. — Das war der heftigste Kampf, der bis dahin im Wasgen-
wald gekämpft war. Staunend sahen die Franken auf den nimmer¬
müden Walther. Das klang und gellte von Helmen und Schilden,
wie wenn im hallenden Walde die Äxte der Holzhauer auf einen
starken Eichenstamm niederfallen. — Jetzt erhob Hadawart das
Schwert zu einem mächtigen Streiche, der, wie er hoffte, den Kampf
entscheiden sollte. Walther aber fing nicht nur den Streich mit
seiner Lanze auf, sondern schlug auch dem Feinde das Schwert so
kräftig aus der Hand, daß es weithin in das Buschwerk flog.
Hadawart sprang ihm nach; doch ebenso schnell war Walther
hinterdrein. „Wohin fliehest du? nimm doch erst den Schild mit?"
rief Walther und schlug ihn mit dem Schilde zu Boden. Dann
setzte er ihm den Fuß auf den Nacken und durchbohrte ihn samt
seinem Schilde.
11. Als Sechster ging jetzt Patafrid in den Kampf, Hagens
Schwestelsohn. Als Hagen ihn vorüberreiten sah, erschrak er und
beschwor ihn mit Bitten, doch nicht blind in das Verderben zu
rennen. Aber des Jünglings einzig Trachten war aus den Ruhm¬
erwerb gerichtet, und ohne dem Oheim eine Antwort zu geben, sprengte
er den engen Weg hinauf. — Da seufzte Hagen tief auf und weh¬
klagte: „O Nimmersatte Habgier, welch bittere Leiden schaffst du auf
dieser Erde! Daß doch die Hölle mit ihrem Rachen das gülfcme
Erz verschlänge! Niemand hat mehr genug. Täglich scharren sich
die Menschen mehr zusammen, auch wenn sie Leib und Seele um
seinetwillen verlieren. So lockt es nun auch meinen teuren Neffen
in den Abgrund. Wehe! was soll ich seiner Mutter sagen und was
dem jungen Weibe, das traurig seiner Heimkehr harrt! Lebe wohl
auf lange, du schöner Jüngling!" Und langsam rollte dem Helden
eine Thräne über die Wangen. — Walther hatte des Freundes