Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

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vom Kaiser zum Herzoge von Mecklenburg erhoben, wollte auch Pommern 
erobern, belagerte deshalb Stralsund, musste aber mit großem Verluste wie¬ 
der abziehen. 
Durch das vom Kaiser 1629 erlassene Restitutionsedikt, kraft dessen 
alle seit dem Pas sau er Vertrage eingezogenen Stiftungen und Kirchen¬ 
güter von den Protestanten an die Katholiken wieder zurückgegeben werden 
sollten, wurde die Sache der Protestanten aufs äußerste bedroht. 
Magdeburg widersetzte sich und wurde von Wal len st ein, dessen Sol¬ 
daten ganz Deutschland aufs schrecklichste verheerten, belagert, aber ohne 
Erfolg. 
Unterdessen wurde Wallenstein von Ferdinand abgesetzt (Reichs¬ 
tag zu Regensburg 1630), weil sich die Kurfürsten (besonders Maximilian 
von Baiern, welcher die erste Rolle gespielt hatte) sich in ihrer Fürstenfreiheit 
durch Wallenstein bedroht sahen, und weil seine Raubheere freundliche und 
feindliche Länder ohne Unterschied furchtbar bedrückten. Er zog sich auf seine 
Güter zurück und lebte in königlicher Pracht. 
Die Vollziehung des Restitutionsediktes wurde einstweilen 
eingestellt. 
§. 21. 3. Der schwedisch-deutsche Stieg (1630—1635). 
Der Schwedenkönig Gustav Adolf kam den deutschen protestantischen 
Glaubensbrüdern zu Hilse. Am 24. Juni 1630 landete er mit 15,000 
Schweden an der pommerschen Küste. 
Schon 1629 schickte der Kaiser den Polen, welche sich mit Gustav 
Adolf im Kriege befanden, Hilfe, (Oberst Arnheim) und eröffnete so die 
Feindseligkeiten mit den Schweden. 
Den hochsinnigen, frommen König mit seinem in guter Zucht gehaltenen 
Heere nahm zwar das deutsche Volk als Befreier und Retter mit Freuden 
auf, aber die Fürsten wiesen aus Furcht vor dem Kaiser ein Bündnis mit ihm 
zurück. Nur die kleineren Länder: Hessen, Pommern, Lüneburg und Weimar, 
so wie die Stadt Magdeburg schlossen sich ihm an. 
Dennoch vertrieb er die Kaiserlichen, zwang den Kurfürsten Georg 
Wilhelm von Brandenburg zu einem Vertrage, konnte aber die Zer¬ 
störung der Stadt Magdeburg am 10. Mai 1631 nicht hindern, da ihm 
der Kurfürst von Sachsen den Durchzug durch sein Land nicht gestattete. 
Tillys Truppen hausten in dem unglücklichen Magdeburg wie die rohesten 
Barbaren. 30,000 Menschen wurden getödtet, weder Greise, noch Weiber, 
noch Säuglinge wurden verschont, und die ganze Stadt, mit Ausnahme des 
Domes und einiger kleiner Häuser, wurde ein Raub der Flammen. Doch 
die Vergeltung sollte nicht ausbleiben, Gustav Adolf, mit dem sich nun auch 
Sachsen verbunden hatte, traf bei Leipzig und Breitenfeld im Sept. 
1631 mit Tilly zusammen und schlug ihn vollständig. 
Des Schwedenkönigs Zug durch Sachseu, Franken, die Rheinlande und 
Baiern war ein steter Siegeszug. 
(Unterdessen besetzte der Kurfürst von Sachsen die Hauptstadt Böhmens.)
	        
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