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Epos Parzival) Gottfried b. Straßburg (das Epos Tristan und Isolde)
Hartmann v. der Ane. (Die Erzählung: der arme Heinrich) Walther v.
der Logelwerde (Lieder aller Art). Neben der ritterlichen oder höfischen
Poesie blühete im 12. und 13. Jahrhundert auch die Volkspoesie, welche
von sogenannten fahrenden Sängern gepflegt wurde. Die größten Er¬
zeugnisse der Volkspoesie sind die beiden Heldengedichte: Das Nibelungen¬
lied und Gudrun. Sie entstanden auö mehreren kleineren Gedichten und
Liedern, die erst später, am Ende des 12. oder im Anfange des 13. Jahrhun¬
derts zu zwei Ganzen vereinigt wurden. In der zweiten Hälfte des 13. Jahr¬
hunderts begann aber schon der Verfall der deutschen Poesie, und das 14. Jahr¬
hundert hat keine neuen größeru Dichtungen mehr aufzuweisen. Die Ausartung
der Geistlichkeit und des Ritterthums (das Fanstrecht) und das Sinken der
kaiserlichen Macht waren Hauptgründe zu dieser Erscheinung.
Nur noch das^ Volkslied, welches im Volke entstand nnd vom Volke
gesungen wurde, trieb in dieser Zeit schöne, frische Zweige. Die Kunstpoesie
dagegen wurde in den Werkstätten der frommen, ehrbaren Handwerkes.Meister
unter dem Namen: Meistergesang handwerksmäßig geübt, dass sie bald
nicht mehr als Kunst gelten konnte.
II. Wissenschaften und Bildung. Im ersten Jahrtausend der
christlichen Zeitrechnung standen in Europa die Wissenschaften im Allgemeinen
auf niedriger Stufe. Nur in den Klöstern pflegten einzelne Mönche die Wissen¬
schaften. Eine glänzende Ausnahme machte Eonstantinopel und Spanien
unter den Mauren, diese letztern brachten ihre Bildung unter den Kalifen zu Eor-
dovazu hoher Blüte. Es bestanden im Lande berühmte Schulen mit großen Biblio¬
theken. Vorzüglich zeichneten sich die Araber durch ihre Leistungen in Geographie,
Geschichte, Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften und Astronomie aus.
Sogar aus Frankreich und anderen europäischen Ländern gingen Männer nach
Spanien, um daselbst bei den Arabern zu studieren. Karl der Große suchte
zwar dem Aberglauben und der Unwissenheit durch Errichtung von Schulen in
seinem Reiche entgegenzutreten, allein es gelang ihm nur in geringem Maße.
Erst durch die Kreuzzüge erhielten die wissenschaftlichen Bestrebungen
in Deutschland und den andern europäischen christlichen Ländern neue Anregung
durch die Berührung mit den Arabern. Bald nach den Kreuzzügen ent¬
standen in Europa Hochschulen (Universitäten), wo ausgezeichnete Gelehrte
wissbegierige Jünglinge unterrichteten. Die erste eigentliche Universität wurde
inParis im 12. Jahrhundert errichtet. Gleichzeitig mit derselben gelangte
die Universität zu Bologna zu großer Bedeutung. Im 13. Jahrhundert
finbet man schon in dem christlichen Spanien (Valencia, Salamanca) und
auch in England (Oxford und Cambridge) Hochschulen. In Deutschland
entstanden erst im 14. Jahrhundert zunächst in Prag, dann in Wien und
Heidelberg und im 15. Jahrhundert in Köln, Leipzig, Rostock, Trier,
Greifswald, Freiburg, Tübingen nnd andern Städten Universitäten.
Als nach der Eroberung Eonstantinopels durch die Türken (1453) viele
Gelehrte und mit ihnen auch die fast vergessenen Schätze altgriechischer Bildung