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rückte mit dem österreichischen und dem verbündeten englischen Heere
in Bayern ein und bereitete der französisch-bayrischen Armee, die zuvor
schon am Schellenberg bei Donauwörth geschlagen war, beiHöchstädt
(1704) eine solche Niederlage, daß Max Emannel mit seinen Truppen
flüchten und Bayern wehrlos dem Feinde preisgeben mußte. Die
Österreicher legten dem Volke unerschwingliche Lasten auf, *) Bürger
und Bauer verarmten. Als noch obendrein 12 000 junge Bayern unter
der feindlichen Fahne ins Feld ziehen sollten, da erhob sich das gedrückte
Volk mit dem Losungswort: „Lieber bayrisch sterben, als österreichisch
verderben." Überall sammelten sich streitbare Männer zur Befreiung
des Vaterlandes und bald standen deren 30 000 am Inn, geführt von
zwei Studenten der Universität Ingolstadt, Plinganser und Meindl.
In der Christnacht 1705 sollte die von den Österreichern besetzte Stadt
München genommen werden. Mit den Bürgern war ein Zeichen zum
gemeinsamen Angriff verabredet; aber der Plan ward verraten,**) die
Bürger wurden entwaffnet und die um Mitternacht heranrückenden
Bauern von der Stadt aus und im Rücken angegriffen. Sie kämpften
wie die Löwen, konnten sich aber vor der Übermacht der Feinde nicht
halten, zogen deshalb nach dem Dorfe Sendling zurück und stellten
sich dort auf dem Kirchhofe den Österreichern nochmals entgegen. Der
Kampf begann blutiger als zuvor; verzweifelt wehrten sich die Tapferen,
aber sie wurden umringt und starben bei 3000 den Heldentod fürs
Vaterland. Den letzten Stoß erhielten die aufständischen Oberländer
am Dreikönigstage bei Aidenbach, unweit Vilshofen (1706). Die Zahl
der hier Gefallenen übertraf die bei Sendling. Plinganser und Meindl
zerbrachen ihre Schwerter und verließen das unterjochte Vaterland, an
welchem sich Österreich nun grausam rächte. Max Emannel wurde vom
Kaiser seiner Länder und Würden verlustig erklärt, die Oberpfalz erhielt
der Kurfürst von der Pfalz, auf Bayern aber lastete neun Jahre lang
der schwere Druck der österreichischen Verwaltung, die siebenfache Steuern
erhob und die Söhne des Landes auf fremden Schlachtfeldern dem
Tod entgegenführte. Erst nachdem Kaiser Joseph I., der unversöhnliche
Feind des bayerischen Hauses, gestorben war, wurde Friede geschlossen
(1714) und Max Emannel erhielt sein Land***) und seine Würde
zurück. Nach vielen Leiden und zehnjähriger Trennung kehrte er wieder
zu den Seinen heim (1715). Im ganzen Lande wurde ein Dank- und
Freudenfest gefeiert. Wie das Volk mit edlem Heldenmut zu den Waffen
griff fürs teure Vaterland, so stand es auch allezeit in treuer Anhäng¬
lichkeit zu seinem geliebten Fürstenhause. Trotz des allgemeinen Elends
ließ sich der mit der alten Prachtliebe zurückgekehrte Herzog nochmals
*) Jeder Hausvater mußte wöchentlich 4 Fl. 30 Kr. Kriegssteuer zahlen und-
jedem einquatierten Soldaten 2 Pfd. Brot, 1 Pfd. Fleisch und 1 Maß Wein ver¬
abreichen.
**) Von Johann Etlinger, Pfleger vor Starnberg.
***) Bayern und die Oberpfalz.