Contents: Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten (Cursus 1)

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fürstFriedrich von derPfalz war, und dw katholische Ligue, 
an deren Spitze der tapfere und einsichtsvolle Herzog Maximilian 
von Baiern stand. — Kaiser Rudolph bewilligte indeß den 
Utraquisten in Böhmen, wie dort die Protestanten hießen, im 
sogenannten Majestätsbriefe freie Religionsübung und das Recht, 
Kirchen und Schulen zu bauen. Unter seinem Bruder und Nach¬ 
folger 
Matthias (1612—1619) kam endlich der lange zuruckgehaltene 
Groll zum Ausbruche und rief aus geringfügiger Veranlassung in 
Böhmen den für Deutschlands Wohl so verderblichen dreißig¬ 
jährigen Krieg hervor. 
§. 90. 
Der dreißigjährige Krieg. 1618 — 1648. 
I. Vom Beginne des Krieges in Böhmen bis zur 
Lheilnahme Gustav Adolphs. 1618 —1630. 
In Böhmen ward der Bau einer protestantischen Kirche gehin¬ 
dert und eine andere geschloffen. Die Utraquisten, die sich in 
ihren Rechten beeinträchtigt glaubten, beschwerten sich darüber, mit 
Berufung auf den Majeftätsbrief, erhielten aber eine harte Antwort. 
Da zogen sie mit stürmender Hand, den Grafen Thurn an ihrer 
Spitze, auf das Schloß zu Prag, warfen zwei kaiserliche Räthe 
sammt dem Sekretär aus dem Fenster herab, ernannten 30 Direkto¬ 
ren zur Verwaltung des Reiches und riefen das Volk zu den Waf¬ 
fen auf (1618). Auch die Protestanten in den übrigen östreichischen 
Ländern hielten's mit ihnen und die Union in Teutschland sendete 
ein kleines Hilfsheer unter dem Grafen von Mansfeld. Unter 
vergeblichen Unterhandlungen starb der friedliebende Kaiser Matthias 
(1619). Sein Nachfolger 
Ferdinand II. (1619—1637), aus der steierschen Linie, 
war ein Mann von manchen trefflichen Eigenschaften, aber verkehr¬ 
ter Religionseifer ließ ihn Bekämpfung der Ketzer als heilige Pflicht 
betrachten-- Die Böhmen erklärten ihn ihres Thrones verlustig und 
wählten das Haupt der protestantischen Union, den Kurfürsten Frie¬ 
drich von der Pfalz zum Könige. Jetzt erklärten sich aber die katho¬ 
lische Ligue, Spanien und sogar der lutherische Kurfürst von Sach¬ 
sen, als Feind des reformirten Böhmenkönigs, für den Kaiser. 
Der Herzog Maximilian von Baiern mit seinem trefflichen Feld¬ 
herrn Lilly schlug die Böhmen vor den Thoren Prags am wei¬ 
ßen Berge (1620). Der Kurfürst entfloh nach Holland, wurde 
aber in die Acht erklärt und der größte Theil der Pfalz mit der 
Kurwürde an Max von Baiern vergeben. Der Aufstand der Böh¬ 
men wurde hart bestraft, der Majestatsbrief zerrissen, und die prote¬ 
stantische Union löste sich auf. Nur der Graf von Mansfeld, der 
Herzog Christian von Braunschweig und der Markgraf von
	        
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