Full text: Historisch-politisches ABC-Buch

Nation — Nationalität. 
Einrichtungen) begründeten Zusam¬ 
mengehörigkeit und in der Liebe zum 
heimatlichen Boden sich eins weiß 
im Denken, Fühlen und Wollen 
und ihre Eigenart anderen Volks¬ 
persönlichkeiten gegenüber behauptet. 
Von großer Bedeutung für die 
Entstehung der Nationen ist ein¬ 
mal der im Zusammenstoß mit 
stammsremden Völkern zum Be¬ 
wußtsein kommende Gegensatz des 
eigenen Volkstums, sodann die 
Förderung des Verkehrs im Innern 
(vgl. z. B. die nationale Bedeu¬ 
tung des deutschen Zollvereins, s. 
Zoll). Eine lebensfähige Nation 
pflegt sich zum nationalen Staate 
zu entwickeln, wie andererseits jeder 
kraftvolle Staat bestrebt ist, seine 
Bewohner mit einem einheitlichen 
Denken, Fühlen und Wollen gegen¬ 
über allen anderen Staaten zu er¬ 
füllen. 
Nationalgarde, franz., Bürger¬ 
wehr, zum Dienst im Innern des 
Landes bestimmt,bes. bei mnerett Un¬ 
ruhen von den ordnungsliebenden, be¬ 
sitzenden Bürgern gebildet, umLeben 
und Eigentum zu schützen, so 1789 
in Frankreich und 1848 in Deutsch¬ 
land. Die französische National¬ 
garde von 1870/71 war eine zum 
Dienste gegen den auswärtigen 
Feind bestimmte Miliztruppe, s. 
Miliz. 
Hattotmlgcfül)l, das mit einem 
gewissen Stolz verbundene Gefühl, 
einer bestimmten Nation anzuge¬ 
hören, zu verschiedenen Zeiten 
und bei verschiedenen Völkern in 
verschiedener Stärke entwickelt, am 
schwächsten bei den alten Griechen 
und vom 16. Jahrh, bis zu den 
Befreiungskriegen bei den Deutschen, 
125 
am stärksten seit dem 14. Jahrh, 
bei den westeuropäischen Völkern 
und bes. wieder bei den inselbe¬ 
wohnenden Engländern. Vgl. Na¬ 
tionalismus und Kosmopolitismus. 
Nationalismus, das seit dem 
14. Jahrh, zuerst in dem westlichen 
Europa auftretende Bestreben, die 
Eigenart (Individualität) der eigenen 
Nation zur Geltung zu bringen und 
Nationalstaaten zu gründen. Vgl. 
den Kampf des französischen Königs 
Philipp des Schönen mit dem Papst 
Bonisaz VIII. (f 1303), das Auf¬ 
treten des Volkstribunen Cola 
(= Nicola) Rienzi in Rom (f 1354), 
den Kurverein zu Renfe (1338), 
die Scheidung der Anhänger der 
verschiedenen Päpste während des 
Schismas (1378 — 1417) und die 
Abstimmung auf dem Konzil zu 
Konstanz(1414—18) nach Nationen. 
Gegensatz zu Nationalismus ist 
Universalismus, wie ihn das 
altrömische und als dessen Erbe 
das mittelalterliche Kaisertum, in 
der Neuzeit Napoleon I. anstrebte. 
Vgl. Imperialismus. Gegenwärtig 
bedeutet in Frankreich Nationalis¬ 
mus soviel wie Chauvinismus (s.d.). 
In England nennt man die Mit¬ 
glieder der irischen Nationalpartei, 
die für Irland eine eigene Re¬ 
gierung (home-rule)unb ein eigenes 
Parlament verlangt, und in Ungarn 
die eingefleischten Vertreter des 
Magyarentums Nationalisten. 
Nationalität, von dem Turn¬ 
vater Ludwig Jahn durch das deut¬ 
sche Wort „Volkstum" wiederge¬ 
geben (1810), 1. der Inbegriff der 
Merkmale, die einer Nation eigen¬ 
tümlich sind: übereinstimmende 
Züge im Äußeren, im Charakter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.