123
(983—1002), ein trefflich gebildeter Mann, setzte die
Kämpfe in Italien fort, das er wieder zum Mittelpunct
eines Weltreiches zu machen gedachte. Auf ihn folgte
sein Vetter Heinrich II., Herzog von Bayern (1002
—1024), der mit Hülfe der Normannen, die sich bald
daselbst festsetzten, in Unteritalien siegreich war. Mit
ihm starb der sächsische Mannsstamm aus.
Heinrich I. führte den Beinamen der Finkler oder Vogel¬
steller. Es wird nämlich erzählt, die Abgeordneten, welche ihm
seine Erhebung zum Könige der Deutschen ankündigten, hätten
ihn am Vogeiheerde angetroffen. S'ine größte That ist die
Besiegung der Ungarn, der gefährlichsten Feinde Deutsch-
land's zu seiner Zeit. Sie waren gewandte Bogenschützen,
treffliche Reiter und führten ihre verheerenden Raubzüge mit
der größten Schnelligkeit und unmenschlicher Grausamkeit
aus. Ein solches Entsetzen ging vor ihnen her, daß die Be¬
wohner der von ihnen bedrohten Länder ihr Leben durch
schnelle Flucht in abgelegene Höhlen oder unzugängliche Fel¬
sengegenden zu retten suchten. Selbst Heinrich wagte nicht,
ihnen cntgegknzutreten, als sie 924 nach Sachsen kamen. Er
schloß einen neunjährigen Waffenstillstand und versprach eine
jährliche Abgabe, um Zeit zur Rüstung gegen fie zu gewinnen.
Als er sein Volk in dem Kampfe mit den Slaven zu einem
ernsteren Kriege vorbereitet und durch Burgen und ummauerte
Städte den bisher dem Feinde schutzlos preisgegebenen Land¬
bewohnern Sicherheit verschafft hatte, verweigerte er den Ab¬
gesandten der Ungarn die jährliche Abgabe, und der Krieg
begann. Die bedrängte Stadt Merseburg zu entsetzen,
rückte Heinrich heran und schlug den bisher unbesiegten Feind
in die Flucht 933. 22 Jahre später wurden sie von Otto I.
auf dem Lechfelde abermals aufs Haupt geschlagen und
wagten nicht mehr, Deutschland anzugreifen. Bald wandten
sie sich auch zum Christenthume, das ihre Sitten veredelte. —
In den durch Heinrich gegründeten Städten blühte der Bür¬
gerstand auf. ,
Durch Otto I. wurde die. Verbindung zwischen Italien
und Deutschland wieder hergestellt und den deutschen Kö¬
nigen die Kaiserwürde erworben. Beides erhöhte den Glanz
des deutschen Reiches, aber Glück hat ihm die Verbindung
mit Italien nicht gebracht. Der Boden Jtalien's, dessen Be¬
wohner einen unauslöschlichen Haß gegen ihre deutschen Ueber-