146 Präliminarsriede —
Präliminarsriede (vom lat. prae
limine — vor der Schwelle, d. H.
vor dem Eintritt in die endgültigen
Verhandlungen), vorläufiger Friede,
Vorfriede, in dem nur die Haupt¬
punkte festgesetzt werden. Vgl.
Punktation.
Pranger, eig. — Dränger,
Zwangsbehälter, zunächst das Hals¬
eisen oder Joch, durch das (bis
etwa 1848) der Verbrecher an den
Schandpsahl oder die Schandbühne
geschlossen wurde, dann der Schand¬
psahl oder die Schandbühne selbst.
Demselben Zwecke öffentlicher Schau¬
stellung und Verhöhnung diente bei
Polizeivergehen das Drill er- oder
Trillerhäuschen (verw. mit
drehen), ein drehbarer Holzkäfig.
Prärogative, vom lat. praero-
gativa, erg. centuria — die zuerst
abstimmende Centurie (s. d.), daher
soviel wie Vorrecht, Vorrang; P.
der Krone, besondere Rechte des
Monarchen; vgl. König und Ma¬
jestätsrechte.
Präsenzstaud s. Kontingent.
Prätendent, lat., ein Prinz, der
Ansprüche auf einen Thron geltend
macht.
Prätor (aus prae-itor — der
Vorangeher, Heerführer), im re¬
publikanischen Rom urspr. der
oberste Beamte, später Konsul ge¬
nannt (s. d.), dann Richter, später
auch Statthalter in einer Provinz.
Prätorianer (vom lat. praeto¬
rium = Feldherrnzelt), die Leib¬
wache (Garde) der römischen Kaiser,
die aus die Besetzung des Thrones
oft entscheidenden Einfluß ausübte.
An der Spitze stand der praefectus
praetorio (s. Präfekt). Vgl. Ja-
nitscharen, Mamlucken, Strelizen.
Preßfreiheit.
Presbyterium (griech. presby-
teros — der Ältere, dann Kirchen¬
ältester), in der reformierten Kirche
die Gesamtheit der Kirchenältesten
einer Gemeinde, Geistliche und
Laien. Der die kirchliche Selbst¬
regierung der Gemeinde sichernden
Presbyterialversafsmig trat die lu¬
therische Konsistorialverfassung (s.
Konsistorium) gegenüber, die dann
in der preußischen evangelischen
Landeskirche mit jener verschmolzen
und durch die Synodalverfassung
(s. Synode) ergänzt wurde (Gene¬
ralsynodalordnung für alle neun
alten Provinzen von 1876). Pres¬
byterianer, die Anhänger der
Presbyterialversassung in Gro߬
britannien (und Nordamerika) im
Gegensatz zu den Anhängern der
bischöflichen Hochkirche. Vgl. Puri¬
taner.
Presse, im weiteren Sinne alles,
was aus der Druckerpress e in Wort
und Bild hervorgeht, im engeren
die politische Tagespresse, d. h. die
Zeitungen (f. d.). Verächtlich nennt
man Pressen solche Lehranstalten,
die junge Leute in möglichst kurzer
Zeit mit Hochdruck zu einer Prü¬
fung vorbereiten.
Preßfreiheit, Gegensatz von Cen¬
sur (s. d), zuerst in England
(1694), dann in Nordamerika
(1787) und in Frankreich (1789)
eingeführt, von der deutschen Na¬
tionalversammlung 1848 in den
„Grundrechten des deutschen Volkes"
festgelegt, in Preußen vorüberge hend
schon unter Friedrich dem Großen,
später durch die Verfassungsurkunde
(1850), im Deutschen Reich durch
das Preßgesetz vom Jahre 1874
anerkannt.