Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

— 11 — 
Land als Ostmark zum Reiche. Im Norden wurde durch siegreiche 
Kämpfe die Eider zur Grenze gegen die Normannen gemacht. 
5. Karl's Krönung. Mit den Päpsten hielt Karl immer gute 
Freundschaft. Sie waren Hüter christlicher Zucht und kirchlicher Ord¬ 
nung, er aber Schirmherr der Kirche und Wächter des äußeren Frie¬ 
dens. Als Karl am Weihnachtsfeste 800 im kaiserlichen Schmucke vor 
dem Altar der Peterskirche in Rom zum Gebet niederkniete, da setzte 
ihm der Papst die goldene Kaiserkrone aufs Haupt, und alles Volk ju¬ 
belte: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten friedebringenden 
römischen Kaiser Karl!" So war nach mehr als 300 Jahren das rö¬ 
mische Reich wieder erstanden. 
6. Karl's Verdienste als Landesvater. Karl hat die verschie¬ 
denen deutschen Stämme zu einer Nation vereinigt und sie in Gesittung 
und Bildung ungemein gefördert. Er theilte das Land in Gaue, über 
die er Gaugrafen setzte. Dieselben hielten Gericht, wachten über die 
Ordnung, erhoben Steuern und führten den Heerbann an. Die Mark¬ 
oder Grenz grafen bekleidete er bei ihrer gefährlichen Stellung mit 
noch größerer Macht. Die Pfalz grafen standen den königlichen 
Schlössern und Gütern vor. Die Send grafen reisten umher, prüften 
alles und berichteten dem Kaiser. Die Maifelder waren große Heer¬ 
schauen im Frühling und Herbst. Mit denselben war meistens ein 
Reichstag verbunden, auf dem geistliche und weltliche Abgesandte aus 
dem ganzen Reiche auf freiem Felde oder in einer Pfalz Berathungen 
hielten und ihre Beschlüsse endlich vom Kaiser bestätigen ließen. Karl 
untersiegelte mit seinem Degenknopfe. „Hier ist mein Befehl und hier 
das Schwert, das Gehorsam schaffen wird!" pflegte er Halsstarrigen 
zu sagen. 
Die Kirche schirmte, förderte und breitete er aus. Dem Gottes¬ 
dienste gab er eine größere Feierlichkeit durch Orgeln aus Italien. Den 
Gesang der Franken, der dem Gebrüll wilder Thiere glich, suchte er 
durch Singschulen zu veredeln. Er ließ gute Predigten ins Deutsche 
übersetzen, den Geistlichen eine bessere Bildung, eine ordentliche Besol¬ 
dung und geregelte Aufsicht geben. Große Sorgfalt verwandte er unter 
dem Beistände des Engländers Alkuin auf die Schulen. Durch sie 
sollten die Wissenschaften gepflegt und die Sitten des Volkes gebildet 
werden. Häufig besuchte er Schulen und erkundigte sich nach den Fort¬ 
schritten und dem Betragen der Schüler. Als er einst vornehme 
Schüler unwissender als arme Knaben sand, schalt er sie hart: „Ihr 
dünkt euch wohl zu vornehm zum Lernen? Euer Adel und eure hübschen 
Gesichter gelten nichts bei mir. Faule und unnütze Buben haben nichts 
von mir zu hoffen!" Den Fleißigen aber sagte er: „Ich freue mich, 
dass ihr gut einschlagt; bleibt dabei, der Lohn wird seiner Zeit nicht 
ausbleiben." Deutsche Art und Sprache pflegte Karl dadurch, 
dass er den Winden und Monaten deutsche Namen gab, eine Sprach-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.