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Land als Ostmark zum Reiche. Im Norden wurde durch siegreiche
Kämpfe die Eider zur Grenze gegen die Normannen gemacht.
5. Karl's Krönung. Mit den Päpsten hielt Karl immer gute
Freundschaft. Sie waren Hüter christlicher Zucht und kirchlicher Ord¬
nung, er aber Schirmherr der Kirche und Wächter des äußeren Frie¬
dens. Als Karl am Weihnachtsfeste 800 im kaiserlichen Schmucke vor
dem Altar der Peterskirche in Rom zum Gebet niederkniete, da setzte
ihm der Papst die goldene Kaiserkrone aufs Haupt, und alles Volk ju¬
belte: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten friedebringenden
römischen Kaiser Karl!" So war nach mehr als 300 Jahren das rö¬
mische Reich wieder erstanden.
6. Karl's Verdienste als Landesvater. Karl hat die verschie¬
denen deutschen Stämme zu einer Nation vereinigt und sie in Gesittung
und Bildung ungemein gefördert. Er theilte das Land in Gaue, über
die er Gaugrafen setzte. Dieselben hielten Gericht, wachten über die
Ordnung, erhoben Steuern und führten den Heerbann an. Die Mark¬
oder Grenz grafen bekleidete er bei ihrer gefährlichen Stellung mit
noch größerer Macht. Die Pfalz grafen standen den königlichen
Schlössern und Gütern vor. Die Send grafen reisten umher, prüften
alles und berichteten dem Kaiser. Die Maifelder waren große Heer¬
schauen im Frühling und Herbst. Mit denselben war meistens ein
Reichstag verbunden, auf dem geistliche und weltliche Abgesandte aus
dem ganzen Reiche auf freiem Felde oder in einer Pfalz Berathungen
hielten und ihre Beschlüsse endlich vom Kaiser bestätigen ließen. Karl
untersiegelte mit seinem Degenknopfe. „Hier ist mein Befehl und hier
das Schwert, das Gehorsam schaffen wird!" pflegte er Halsstarrigen
zu sagen.
Die Kirche schirmte, förderte und breitete er aus. Dem Gottes¬
dienste gab er eine größere Feierlichkeit durch Orgeln aus Italien. Den
Gesang der Franken, der dem Gebrüll wilder Thiere glich, suchte er
durch Singschulen zu veredeln. Er ließ gute Predigten ins Deutsche
übersetzen, den Geistlichen eine bessere Bildung, eine ordentliche Besol¬
dung und geregelte Aufsicht geben. Große Sorgfalt verwandte er unter
dem Beistände des Engländers Alkuin auf die Schulen. Durch sie
sollten die Wissenschaften gepflegt und die Sitten des Volkes gebildet
werden. Häufig besuchte er Schulen und erkundigte sich nach den Fort¬
schritten und dem Betragen der Schüler. Als er einst vornehme
Schüler unwissender als arme Knaben sand, schalt er sie hart: „Ihr
dünkt euch wohl zu vornehm zum Lernen? Euer Adel und eure hübschen
Gesichter gelten nichts bei mir. Faule und unnütze Buben haben nichts
von mir zu hoffen!" Den Fleißigen aber sagte er: „Ich freue mich,
dass ihr gut einschlagt; bleibt dabei, der Lohn wird seiner Zeit nicht
ausbleiben." Deutsche Art und Sprache pflegte Karl dadurch,
dass er den Winden und Monaten deutsche Namen gab, eine Sprach-