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VI. Heinrich I. von -Sachsen 919—936.
1. Seine Wahl. Deutschland war ein Wahlreich geworden.
Der erste König, Konrad I. v. Franken, konnte beim besten Willen
Frieden und Gedeihen nicht herstellen. Auf dem Todtenbette empfahl
er als Nachfolger seinen Gegner Heinrich von Sachsen. Sein eigener
Bruder überbrachte dem neuen Könige mit des Reiches Boten die
Reichskleinodien: Schwert, Mantel, Szepter und Krone. Sie fanden
ihn am Vogelheerde bei Goslar am Harze, und daher rührt der Bei¬
name „Vogelsteller." Heinrich war von schöner Gestalt und klugem
Geiste. Die päpstliche Salbung hat er nicht gesucht und die römische
Krone nicht getragen. Seine Gegner im Reiche besiegte er durch das
Schwert oder durch seine Klugheit.'
2. Gründung von Städten. Die schlimmsten Feinde des Reiches
waren die Ungarn. Auf ihren schnellen Nossen, mit Pfeil und Bogen
bewaffnet, trugen sie Schrecken und Verwüstung ins Reich. Gegen
Entlassung eines gefangenen Anführers und Erlegung eines jährlichen
Geschenkes erlangte Heinrich von ihnen einen 9jährigen Waffenstill¬
stand. In den 9 Jahren wurden viele offene Orte mit Mauern und
Gräben umzogen und neue an der Elbe gegründet. Der 9. Mann vom
Lande musste in die Burg ziehen (daher Bürger!), die Bauern aber
1/3 ihres Feldertrags als Vorrath in die Städte liefern und in Kriegs¬
nöthen Schutz hinter den Mauern suchen. Die Städte erhielten viele
Freiheiten; Märkte, Feste und Versammlungen wurden dort gehalten.
Handel, Handwerke und Künste blühten auf. Die Bürger wurden als
Fußvolk in Reih und Glied, die Adligen als Reiterei fleißig in den
Waffen geübt. Das neue Heer bestand seine Feuerprobe in heißen
Kämpfen mit den Wenden an der Elbe, wo die Mark Meißen ge¬
gründet wurde, mit den Böhmen, die zum Christenthums genöthigt
wurden, und bei der Eroberung des sumpsumgürteten Brandenburg.
3. Besiegung der Ungarn 933. Nach Ablauf des Waffenstill¬
standes sollen die ungarischen Boten statt des alten Tributs einen
räudigen Hund mit der Weisung erhalten haben: „Wollt ihr bessern
Tribut, so holt ihn euch!" Mit 2 Heersäulen fielen hierauf die Ungarn
ins Land, aber vergeblich pochte ihre Raubsucht an die Thore und
Mauern der Städte; blutige Köpfe aber weuig Beute fanden sie. Da
wurde ihnen angesagt, des Königs Schwester habe reiche Schätze in
eine Burg an der Unstrut geflüchtet. Dahin brachen die beutegierigen
Hausen auf, aber der eine ward bei Sonders hausen und der andere
bei Riade an der Unstrut vernichtet. Heinrich entflammte den Muth
seines Volkes durch tapfere, fromme Rede. Das Reichsbanner mit dem
Bilde des Erzengels Michael ward vorangetragen und das Feldgeschrei
„Kyrie eleison" angestimmt. Grausig klang das „Hui, hui" der Ungarn