— 22 —
einem anfänglichen Siege würbe sein bentebnrstiges Heer von einem
Hinterhalte überfallen unb vernichtet, er selber auf ber Flucht mit
fernem Freunbe Friebrich von Österreich gefangen unb bem
Thronräuber ausgeliefert. Nur einer ber Richter stimmte für seinen
Tob, trotzbem würbe bieg Urtheil vollstreckt. Kourabiu saß mit feinem
Freunbe beim Schachspiel, als ihm bas Tobesurtheil vorgelesen würbe.
Gefasst bereitete er sich zum Tobe. Barfuß unb in Hembärmeln be¬
stieg er bas Schaffst, umarmte feinen Frennb, befahl feine Seele Gott
unb legte fein schönes Haupt auf ben Block mit ben Worten: „O
Mutter, welchen Schmerz bereite ich bir!" bann empfing er ben Tobes-
streich. ^eirt Frennb schrie auf in namenlosem Schmerze, bann fiel
auch fein Haupt. Das Volk zerfloss in Thränen, aber ber steinerne
Anjou staub kalt hinter bem Fenster unb sah mit Befriebigung bas
Enbe bes letzten Hohenstaufen. Doch auch ihn hat bie ewige Gerechtig¬
keit gefnnben. Ohne Frieben unb Freube verflossen seine Tage, unb
burch bas Blntbab ber fizilianifchen Vesper würbe ihm bie
Perle seines Reiches, Sizilien, entrissen.
XI. Das Leben im Mittelalter.
1. Tas Ritterthum. Die Hauptstützen ber Fürsten bei Kriegen
waren bie Ritter. Sie kämpften zu Ross unb zu Fuß. Ein Panzer
schützte Brust unb Rücken, ein Helm bas Haupt, ein Vifir bas Gesicht,
bie Schienen Arme unb Beine. An ber Seite hing bas Schwert; bie
Hcmb schwang bie Lanze; ein Schilb war bie Schutzwaffe. Die Füße
schmückten golbene Sporen, ben Schilb ein Thierbilb als Wappen, ben
Helm ein Zierrat als Kleinob. Die Ritter mussten eine lange Schule
durchlaufen. Vom 7. Jahre ab lernten bie Ebelknaben als Pagen auf
der Burg eines Ritters Dienst unb höfische Sitte. Im 14. Jahre
würben sie durch Umgürtung eines Wehrgehenks vor bem Altar wehr¬
haft gemacht unb begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagb,
Krieg unb Festen. Hatten sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21.
Jahre ber feierliche Ritterschlag. Am Altar musste ber junge Ritter
geloben, bie Kirche zu ehren, bie Ungläubigen zu bekämpfen, bie Wahr¬
heit zu reben, bas Recht zu vertheibigen, im Dienste ber Fürsten unb
Frauen treu unb gewärtig zu fein, Wehrlose, Witwen unb Waisen zu
beschirmen. Dann erhielt er von einem Fürsten ober berühmten Ritter
3 Schläge mit bem stachen Schwerte auf ben Nacken, erhob sich als
Ritter unb bestieg fein Ross. Der Geist unb bie Pracht bes Ritterthums
entfaltete sich bei ben Turnieren. Ein Platz war mit Sanb bestreut,
von Schranken eingefasst unb von Schaubühnen überragt. Hier wur¬
den allerlei Waffenspiele vor ebleu Frauen unb tapfern Männern ge¬
halten. Herolbe übernachten bie Drbnung, unb eine Dame reichte
enblich bem Sieger ben „Dank."