Full text: Katechismus der deutschen Geschichte

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Die Zeit der Auflösung in Staat und Kirche. 
des Kaisers, die zugestandenermaßen bis dahin mißachtet waren. 
Matthias und seine Räthe waren zum Nachgeben geneigt. Die 
Kriegspartei in Wien aber, deren Seele Ferdinand war, erklärte 
den böhmischen Ausstand für eine Wohlthat, da man nun endlich den 
Uebermuth der protestantischen Stände brechen könne. Nach seiner 
Rückkehr von Preßburg betrieb Ferdinand, auch durch Ver¬ 
sprechungen von Seiten Philipp's III. von Spanien ermuntert, 
die Rüstungen mit Eiser, und nachdem er den steten Rathgeber 
des Kaisers, den Cardinal Kblesl, gefangengesetzt hatte, war 
alle Hoffnung auf friedliche Beschwichtigung der böhmischen 
Stände dahin. Während die letzteren duich den Markgrafen von 
Iägerndorf, durch die Union (§ 1 80) und den Grafen Ernst 
von Mansfeld, der bisher in den Niederlanden gekämpft hatte, 
Hülfe erhielten, rückten die Kaiserlichen unter Bouequoi in 
Böhmen ein. Von hier verbreitete sich nach dem Silge, welchen 
Graf Thurn unweit Budweis im November 1618 erfocht, der 
Ausstand über alle österreichischen Länder, und schon stand 
Thurn auf dem Wege nach Wien, als Kaiser Matthias am 10. 
1619. März 1619 starb. Tie Lage Ferdinand's war für den 
Augenblick äußerst bedenklich. Tie niederösterreichischen Stände 
bedrängten ihn in der Ho,bürg, während Thurn vor Wien lag, 
und nur das Zusammentreffen glücklicher Ereignisse entriß ihn 
seiner Verlegenheit Ernst von Mansfeld wurde am 10. Juni 
1619 bei Groß-Zäblat in Böhmen von Boucquoi geschlagen, 
und auf die Nachricht hiervon trat Thurn den Rückzug nach 
Böhmen an. Jetzt entschloß sich Ferdinand nach Frankfurt 
zu eilen und sich zum Kaiser wählen zu lassen. Nachdem er auf 
dem Wege dorthin, in München, mit Maximilian von Bayern 
als Haupt der Liga einen Bund gegen Böhmen geschlossen, setzte 
er seine Kaiserwahl am 28. August 1619 durch, da sich 
außer den geistlichen Kurfürsten und Sachsen auch Brandenburg 
und der Gesandte des Kurfürsten von der Pfalz unter dem Ein¬ 
fluß Königs Jakob von England für ihn erklärten. Aber dieses 
glückliche Ereign iß wurde durch die Nachricht getrübt, daß am Tage 
vor seiner Wahl die Böhmen unter Zustimmung der Nebenländer 
den Schwiegersohn des englischen Königs, der darüber erzürnt
	        
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