Full text: Katechismus der deutschen Geschichte

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264 Die Zeit des nationalen Aufschwunges unter Preußens Führung. 
vom 5. Juni 1823, durch welche jede Provinz eine Herrencurie 
und eine Ständecurie, letztere aus Abgeordneten der Ritterschaft, 
der Städte und der Landschaft bestehend, mit starkem Uebergewicht 
der Ritterschaft, erhielt. Die allgemeinen Reichsstände blieben ein 
Wuusch der Zeit. Aber die Liebe und Verehrung des vielgeprüften 
und um das materielle und geistige Gedeihen seines Landes 
unablässig besorgten Monarchen (verbesserte Einrichtung der 
Provinzialbehörden, Verordnung vom 30. April 1815; Stiftung 
der Universität zu Bonn 1818; Sorge um das niedere und 
höhere Schulwesen; Hebung von Handel, Industrie, Gewerbe; 
Förderung des Ackerbaus und größere Freiheiten des Bauern¬ 
standes) ließ Unruhen wegen der unbefriedigenden politischen 
Zustände nicht aufkommen. Alle Handlungen des Königs be¬ 
stimmte ein edler, echt christlich frommer und versöhnlicher Sinn, 
der sich besonders in der Behandlung kirchlicher Dinge bewährte 
(Stiftung der Union der beiden protestantischen Kirchen 1817). 
Was der von seinem ganzen Volke, geliebte und tief betrauerte 
Friedrich Wilhelm III. auf politischem Gebiete versäumt hatte, 
erwartete man von seinem Sohn und Nachfolger Friedrich 
Wilhelm IV., der bereits als Kronprinz sich bei Einführung 
der Provinzialstände mit der Ausbildung der ständischen Ver¬ 
fassung lebhaft beschäftigt hatte. Seine Reden bei der Huldigung 
zu Königsberg uud Berlin schienen die schönsten Hoffnungen zu 
rechtfertigen; freudig begrüßte man die Befreiung politisch Ver¬ 
folgter aus ihren Kerkern. Die Erwartungen wurden gesteigert, 
als schon gleich im I. 1840 eine Reform des Bundes in Ge- 
1842. meinschaft mit Oesterreich angeregt, als im Herbst 1842 
ständische Ausschüsse aller Provinziallandtage in Berlin — aber 
zu geheimer Sitzung — berufen wurden, als der König im I. 
1847. 1847 durch den General v. Radowitz in Wien wiederholte 
ernstere Vorschläge zur Verbesserung der Bundesverfassung 
(gemeinsame Heereseinrichtungen, Bundesgericht, Freizügigkeit, 
gemeinsames Maß-, Gewichts- und Münzwesen u. a.) machen 
ließ. Allein während man in Wien den preußischen Forderungen 
allerlei Ausflüchte und Bedenken entgegensetzte, erfüllten sich auch 
in Preußen selbst die erregten Hoffnungen nicht. Als der König
	        
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