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phälischen Frieden die Unabhängigkeit der Niederlande anerkennen
mußte. Diese bildeten nun unter dem Namen Holland einen Frei¬
staat, in welchem die Erbstatthalterwürde dem Hanse Oranien
verblieb. Die südlichen Provinzen dagegen blieben bis 1713 spanisch.
Den außerordentlichen Reichthum, welchen man aus den Gold-
uud Silberminen Amerikas nach Spanien führte, verwendete Philipp
größtenteils zu dem Bane des Klosters Escnrial. Er selbst starb
arm und unbetrauert 1598.
§. 43. Die Reformation in Frankreich und England.
Durch Calvins Wirksamkeit hatte die Reformation auch in Frank¬
reich Eingang gesunden und wurde hier die Veranlassung zu den
blutigsten Bürgerkriegen. Gestattete man auch nach langen Kämpfen
den Hugenotten (Protestanten) in dem Vertrage von St. Germain
1570 freie Religionsübung, so war doch von des Königs Karl IX.
Mutter, Katharina von Medids, der Untergang derselben be¬
schlossen. Um den Plan zur Ausführung zu bringen, lud man bei
Gelegenheit der Vermählung der Schwester Karls, Margarethe,
mit dem protestantischen Heinrich von Navarra den Admiral von
Coligny und andere Häupter der Hugenotten nach Paris. Der 24.
August 1572 wurde zur Ausführung, der Herzog von Guise, zum
Leiter des Ganzen bestimmt. Der Abend des schrecklichen Tages
nahte. Mit dem neunten Glockenschlage eilte man zuerst nach der
Wohnung Colignys, verwundete ihn tödtlich und stürzte ihn noch
lebend zum Fenster hinaus. Daraus begann das Morden in der
ganzen Ltadt. Mit entse^lichem Geheul stürzten die gedungenen
Katholiken (keuuba^ durch weiße Armbinden), gegen 60000, über die
nieist schon im Schlafe liegenden Hugenotten her. Väter und
Mütter wurden vor den Augen ihrer Kinder, diese in den Armen
der Eltern niedergehauen. Ueberall horte man das Wimmern der
sterbenden und das Geschrei der Verfolger. In Paris und dem
übrigen Frankreich kamen gegen 25000 Hugenotten um. Man nennt
die,e Granelthat, weil der 24. August der Bartholomäustag ist, —
^e Bartholomäusnacht oder, nach der vorhergegangenen Hochreit
Heinrichs von Navarra — die Pariser Bluthochzeit. Mit Hein-
P7, vbDn Navarra (1589—1610) bestieg einer der vortrefflichsten
Zursten deu französischen Thron. Sein einziges Streben war, sein
Volk glücklich zu machen. Durch das Edict von Nantes (1598)
gewährte er den Hugenotten völlige Religionsfreiheit und Antritt m
allen staatsämtern. Leider wurde der Wohlthäter Frankreichs von
einem Mouche (Ravaillac) ermordet (1610). Sein Sohn Ludwig XIII.
war ein unfähiger König, unter dem Frankreich eigentlich von dem
^ M^er Cardinal Richelieu beherrscht wurde, welcher im
dreißigjährigen Kriege die Protestanten mit Geld und Truppen unter-
’ÄV 5'udwig XIV (1643—1715) h°b Frankreich aus ben höchsten
Gipset von Macht und Ansehen. Bet seinen Bemühungen, Frankreich
Hahn, Weltgeschichte. . 5