Object: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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einer Ablaßbriefe kaufe". Tetzel verkaufte auch den Erlaß künftiger Sünden, weil 
es ihm offenbar nur um das Geld für den Erzbischof Albrecht von Mainz^md Magde- 
bürg (Palliengelder) und für den Neubau der Peterskirche (Taf. VIII, 1) zu thun war. 
Die 95 Thesen sind nach der Überschrift eine Aufforderung zu einer „Disputation 
zurErklärungderKraft der Ab lasse — ausLiebederWahrheit". 
These 36: „Ein jeder Christ, so wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der 
hat völlige Vergebung von Pein und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe ge- 
hört". These 50: „Man soll die Christen lehren: So der Papst wüßte der Ablaß- 
prediger Drängen und Treiben, wollte er lieber, daß St. Peters Münster zu Asche brennete, 
denn daß es mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe sollte erbauet sein." 
Der Papst Leo X. ließ Luther, nachdem er ihn vergeblich zur Ver- 
antwortung nach Rom gefordert hatte, in Rücksicht auf Luthers Kurfürsten 
durch den Kardinal Caj etan (Thomas de Bio von Gaöta) in Augsburg 
verhören. Allein weder dieser noch der später gesandte päpstliche Kämmerling 
Miltitz, der sich zu Altenburg mit Luther unterredete, konnte ihn zum 
Widerrufe bewegen. Doch versprach Luther, über den Ablaß zu schweigen, 
sofern die Gegenpartei schweige. 
3. Aber ein neuer Widersacher erhob sich in dem gelehrten und schlag- 
fertigen Ingolstadts Professor Dr. E ck gegen Luther. Dieser beteiligte sich 
deshalb an der Disputation Dr. Ecks mit Luthers Kollegen Carlstadt zu 
Leipzig. Luther griff das göttliche Recht des Papsttums an und erklärte, 
auch die KonzifW^Konstanz) könntet irren. Die gegen ihn erlassene Bann- 
bulle verbrannte er 1520 (10. Dezember) öffentlich zu Wittenberg und 
sagte sich'dadurch vom Papste förmlich los. Auch unterließ er nicht, den von 
ihm gegen die Lehre und die Satzungen der römischen Kirche erhobenen 
Widerspruch durch Schriften (z. B. „an den christlichen Adel deutscher Nation") 
im Volke zu verbreiten. Er gewann viele Anhänger: der Nürnberger Meister 
Hans Sachs sang von der „Wittenbergisch Nachtigall"; unter dem deutschen 
Adel schloffen sich die Ritter Ulrich von Hutten und Franz von 
Sickingen (vergeblicher Vorstoß gegen den Erzbischos von Trier, 1522. 
+ 1523), der mehr und mehr um sich greifenden Bewegung an. Vor. allen 
förderte der gelehrte Philipp Melanchthon Luthers Bestrebungen als treuer 
Ratgeber und Gehilfe. 
Philipp Melanchthon (eigentlich Schwarzerd) geboren 16. Februar 1497 zu Bretten 
(Baden). — Sohn eines Waffenschmieds, Großneffe des gelehrten Reuchlin^— bezieht 
zwölfjährig die Universität Heidelberg, dann Tübingen und schreibt als 16jähriger 
Jüngling eine gxiechische^Grammatik, — kommt, von Reuchlin empfohlen, 1518 als 
Lehrer des Griechischen an die Universität Wittenberg, hatte zu Zeiten 
2000 Zuhörer; — „eine kleine Person, erschien er neben Luther als ein Knabe; an Ver- 
stand, Gelehrsamkeit und Kunst aber war er ein Riese und Held". — „Ich bin dazu ge- 
boren," sagt Luther, „daß ich muß mit den Rotten und Teufeln zu Felde liegen, darum 
meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Aber Magister Philipp fährt säuberlich
	        
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