Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Weltgeschichte

— 96 — 
folgten, und konnte, wie wir bei der Biographie Ludwigs XIV. 
erwähnten, gegen den mächtigen Franzosenkönig wenig ausrichten. 
Auf den 1657 gestorbenen Ferdinand III. folgte der friedliche 
Leopold I. (1658—1705). Während die Franzosen im Westen 
Elsaß von Deutschland losrissen, wurden im Osten die Türken 
noch einmal furchtbar. — Das Zurückbleiben deutscher Truppen 
in Ungarn und erneuerte Bedrückung der Protestanten hatten eine 
Verschwörung ungarischer Magnaten veranlaßt, die zwar zunächst 
durch energische Maßnahmen unterdrückt wurde, auf welche aber 
ein neuer Aufstand folgte, an dessen Spitze sich Graf Emmerich 
Tökely stellte. 
Dieser wandte sich an den Sultan Mahmud IV., welcher 
den Großvezier Kara Mustapha mit 200,000 Streitern 1683 
gegen Wien schickte. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg 
vertheidigte die hartbedrängte Hauptstadt mit ca. 21,000 Mann 
heldenmüthig, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des 
Polenkönigs Johann Sobieski zum Entsätze herbeikam, das 
türkische Belagerungsheer in die Flucht schlug und so Oesterreich 
rettete. — Der Reichstag zu Preßburg übertrug, nachdem in 
Folge des Sieges bei Mohacz am 12. August 1687 Ungarn 
durch Carl von Lothringen vom türkischen Joche befreit war, 
dem österreichischen Mannesstamm die erbliche Thronfolge. 
In der weitern Fortsetzung des Krieges mit den Türken sind 
als historisch merkwürdig hervorzuheben der durch den glänzenden 
Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen bei Zeutha herbei¬ 
geführte Frieden zu Carlowitz (1699) und der in Folge des bei 
Peterwardein von Prinz Eugen am 5. August 1716 über den 
Großvezier Ali erfochtenen Sieges besonders für Oesterreich gün¬ 
stige Frieden von Pafsarowitz (Juni 1718). 
Der spanische Erbfolgekrieg. 
Von dem mehr als das erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts 
erfüllenden spanischen Erbfolgekriege sei nur Folgendes berichtet: 
Als Erben des kinderlosen, spanischen Königs Carl II. waren 
am nächsten berechtigt: die Nachkommen Ludwigs XIV. und der 
Kronprinz von Baiern, entfernter der deutsche Kaiser Leopold I., 
allein dem Ersteren stand die Verzichtleistung seiner Gemahlin entgegen, 
dem Letzteren die birecte Abstammung von den Habsburgern zur 
Seite. Der beutsche Kaiser bewarb sich um biese Erbschaft für 
seinen zweiten Sohn, ben Erzherzog Carl (als Kaiser Carl VI.), 
Lubwig XIV. für feinen Enkel, Philipp von Anjou. Nach längerem 
Schwanken entschieb sich König Carl für Philipp von Anjou. Dagegen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.