auftrat, der sich für den verstorbenen Markgrafen Waldemar ausgab, fiel
fast das ganze Land dem „falschen Waldemar" zu. Dieser zog sich
erst zurück, als der Kaiser ihn für einen Betrüger erklärte. Aber auch
Ludwig I. verließ Brandenburg und übergab die Regierung seinen Brüdern
Ludwig II. und Otto dem Faulen. Im Jahre 1356 wurde
Brandenburg durch die „goldene Bulle" Kaiser Karls IV. ein Kur¬
fürstentum. Nach dem Tode Ludwigs It. verkaufte Otto der Faule das
Kurfürstentum an Kaiser Karl IV. — e. Die luxemburgischen Herrscher.
Kaiser Karl IV. regierte für feinen Sohn Wenzel. Er stellte Ruhe und
Ordnung im Lande mit strenger Hand her, regierte aber nur 5 Jahre.
Nach feinem Tode fiel Brandenburg an feinen Sohn Sigismund. Dieser
war auch König von Ungarn und ließ deshalb Brandenburg durch Statt¬
halter regieren. Die Statthalter besaßen aber wenig Ansehen und die
Raubritter trieben ihr Unwesen wieder nngeschent. Noch schlimmer wurden
die Dinge, als 'Sigismund das Land an seinen Vetter Job st von
Mähren verpfändete. Der war ein Geizhals, kam nur nach Branden¬
burg, um die Steuern zu holen und ließ die Raubritter treiben, was
sie wollten.
4. Kurfürst Friedrich I. 1415—1440.
a. Die Vorfahren Friedrichs I. Die Vorfahren dieses Kurfürsten
und unsers Kaisers waren die Grasen von Hohenzollern. Ihre
Stammburg liegt in Süddeutschland und ist durch König Friedrich
Wilhelm IV. sehr schön wieder hergestellt worden. Zur Zeit, als Albrecht
der Bär in Brandenburg regierte, wurden die Grasen von Hohenzollern
Burggrafen von Nürnberg. Als Burggrafen verwalteten sie die
kaiserliche Burg in Nürnberg mit den dazu gehörigen Gütern; auch
übten sie im Aufträge des Kaisers Gericht aus und führten im Kriege
den Oberbefehl über einen Teil des Heeres. Die hohenzollerfchen Burg¬
grafen waren kluge und tapfere Herren. Sie dienten treu dem Kaiser
und gewannen immer mehr an Ansehen und Reichtum. Burggraf
Friedrich VI. hatte dem Kaiser Sigismund große Dienste geleistet. Dafür war
ihm der Kaiser dankbar, machte ihn zuerst zum Statthalter in Branden¬
burg und verlieh ihm endlich das Kurfürstentum erb- und eigentümlich.
b. Burggraf Friedrich als Statthalter in Brandenburg.
Als Friedrich (1412) als Statthalter nach Brandenburg kam,
verbot er den Rittern das Rauben und Plündern; diese aber
verlachten ihn und trieben es ärger als zuvor. Sie glaubten
nämlich, in ihren festen Burgen könne ihnen der Burggraf
nichts anhaben. Aber Friedrich zog mit Kriegsmacht vor die
4 festesten Burgen und ließ die dicken Mauern mit Kanonen
beschießen. Die größte dieser Kanonen hieß „faule Grete," aber
weder sie noch ihre Schwestern waren faul; ihre Kugeln zer¬
trümmerten die dicksten Mauern. Das hatten die Raubritter