würde gemacht und war zu stolz, seine Kniee vor Rudols zu beugen. Drei¬
mal beschied ihn der neue Regent vor seinen Thron zum Lehnseide, aber
jedesmal vergeblich. Da rückte Rudolf mit einem Heere gegen ihn und drang
bis Wien vor. Ottokar war ganz unvorbereitet und sah sich daher genötigt,
um Frieden zu bitten. Er erhielt ihn, allein nur unter der Bedingung, daß
er der Herrschaft über Österreich entsagen, Rudolf als Kaiser anerkennen,
und wegen Böhmen und Mähren den Huldigungseid leisten sollte. Ottokar
versprach alles; nur bat er sich aus, daß die Huldigung nicht öffentlich ge¬
schehen möchte. Sie wurde daher in Rudolfs Zelt vorgenommen. Während
aber Ottokar vor dem Kaiser auf den Knieen lag und die Belehnung empfing,
fielen Plötzlich die Umhänge des Gezeltes herab, daß das ganze Heer ihn in
dieser erniedrigenden Lage sehen konnte. Eine solche Demütigung mochte dem
stolzen Könige sehr wehe gethan haben. Deshalb brach er wieder den Frieden,
nnd es kam auf dem Marchfelde bei Wien zu einer mörderischen Schlacht,
in welcher Rudolf verwundet wurde, Ottokar aber tot auf der Walstatt
liegen blieb.
Rudolf und die Raubritter. Rudolf machte sich auch an die Zer¬
störung der Raubburgen. Einst vernichtete er ihrer in einem Monat über
sechzig. Die adligen Räuber ließ er so gut bestrafen und hinrichten wie
andere. „Keinen halte ich für adlig," sagte er, „der von Raub und unehr¬
licher Hantierung lebt." Dabei blieb er auf dem Kaiserthrone einfach und
menschenfreundlich und wurde daher zuweilen nicht als Kaiser anerkannt.
Rudolfs Ende. Gern hätte Rudols vor seinem Tode noch seinen
Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren
ihm die deutschen Fürsten nicht zu Willen. Er starb (1291) zu Germersheim
(in Rheinbayern).
19. Aas Schießpulver und die Buchdruckerkunst.
Das Schietzpulver. 1350, Einen Mönch im Kloster zu Freiburg
in Baden Namens Berthold Schwarz hält man nach einer Sage für
den Erfinder des Schießpulvers. Dieser hatte sich, wie viele Leute damaliger
Zeit, in den Kopf gesetzt, den Stein der Weisen zu finden, d. H. die
Kunst, aus Erde und Steinen Gold zu machen. Einmal stieß er Schwefel,
Salpeter und Holzkohle in einem eisernen Mörser zu Staub und deckte den¬
selben mit einem Steine zu. Da es nun dunkel geworden war, schlug er
Feuer an, mn_ sich Licht anzuzünden, aber mit einem Male blitzte und knallte
es ihm unt die Ohren, und der Stein flog vorn Mörser prasselnd gegen die
Decke; denn es war ein Funken in den Mörser gefallen. Was Berthold
hier hatte bemerkt, teilte er andern- mit. Man dachte der Sache nun
weiter nach und fing dann an, das Pulver beim Schießen anzuwenden. —
Schon vor Berthold Schwarz kannten die Chinesen und Araber das Schie߬
pulver; aber es steht fest, daß es um die Mitte des 14. Jahrhunderts in
Europa zuerst angewendet wurde.
Die Buchdruckerkuuft. 1440. Johann Gutenberg war der
Sohn einer vornehmen Familie in Mainz. Schon vor
seiner Zeit kannte und übte man die Holzschneidekunst
und schnitt auf den Bildertafeln auch Schriftzeilen, welche
dann abgedruckt wurden und eine Vervielfältigung der
Schrift lieferten. Gutenberg schritt von diesen noch rohen
Anfängen weiter fort und fing an, einzelne Buchstaben zu
schneiden und zusammenzusetzen. Er vervollständigte seine Er¬
findung noch dadurch, daß er, um eine größere Menge Buchstaben
Gutenberg. zu erhalten, die Mutt er formen (Matrizen) erfand, wo-