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Trotzdem bewahrte er gegen seinen Vater ein dankbares Gemüt.
Einmal wollte man den Prinzen bereden, seine Freiheit zu
snchen und nach Wien zu gehen. Aber Lndwig erwiderte
mit Entrüstung: „Das sei ferne von mir, daß ich meinen
Vater verlasse. Ich möchte ihm mit keinem Blicke meines Auges
wehe thun." Ludwig, der so gut zu gehorchen verstand, wußte
später eben so gut zum Wohle seiner Unterthanen zu befehlen.
39. Herzog Christoph auf ber Hochzeit Georgs des Reichen.
Herzog Georg der Reiche vermählte sich 1475 mit der
polnischen Königstochter Hedwig. Es wurde in Landshut
ein prachtvolles Hochzeitsfest gefeiert. Am dritten Tage
begann das Turnier. Ein riesiger polnischer Ritter bot
demjenigen tausend Gulden, der ihn besiegen würde. Niemand
wollte den Kamps wagen. Aber der oberbaherische Herzog
Christoph, der wegen seiner Stärke berühmt war, ritt aus seinem
Schimmel in die Schranken; ihm entgegen der Pole. Sie
reichten sich die Hände und Christoph schwang sich schnell aus
dem Sattel, indem er dem Gegner zurief, er möge das
Gleiche thun. Da zeigte es sich, daß der Pole mit Riemen
auf das Pferd geschnallt war. Nachdem diese unter all¬
gemeinem Gelächter abgeschnitten waren, begann der Kampf.
Beide rannten mit den Lanzen gegen einander. Die Schäfte
splitterten. Der Pole flog kopfüber zwei Manneslängen
weit in den Sand. Christoph aber saß ritterlich im Sattel.
Jubelnd wurde vom versammelten Volke der Sieger gefeiert.
40. Johann II. — Ernst und Wilhelm — Albrecht III.,
der Fromme.
Bei der Teilung im Jahre 1392 siel Bayern-München
dem Herzog Johann II. zu. Nach ihm regierten seine Söhne
Ernst und Wilhelm gemeinsam. Es gab viel Streit und
Kampf mit Ludwig dem Gebarteten von Ingolstadt, der
den Besitz Münchens anstrebte. Er wurde in der Schlacht
bei Alling (1422) entscheidend besiegt. Wilhelm starb 1435