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^5. Herzog ZVolfgang.
Beim Tode des Herzogs Albrecht IV., des Weisen,
waren dessen Söhne, Wilhelm IV. und Ludwig IX., noch
minderjährig. Darum mußte der Bruder des verstorbenen
Fürsten, Herzog Wolfgang, die Sorgen der Staatsleitung
übernehmen. Bayern hatte damals im Landshuter Erbfolge¬
kriege durch Schwert und Flamme, durch Raub und Hunger-
Viel gelitten. Manches schöne Gut stand uuaugebaut.
Wolfgang sorgte dafür, daß sich das Land durch Ruhe und
Frieden erholte. Er wandte des Kaisers Ansinnen ab, welcher
die bayerische Macht gegen Venedig begehrte. Ringsum
pflog Wolfgang freundlichen Verkehr mit seinen Nachbarn.
Einst besuchte er mit seinen edlen Mündeln die freie Reichs¬
stadt Augsburg, welche den hohen Gästen zu Ehren ein
Preisschießen veranstaltete, wie ein solches prächtiger und
herrlicher nicht leicht gesehen worden war. Im Jahre 1511
übergab Wolfgang die Regierung seinem Mündel Wilhelm.
4.6. Wilhelm IV., der standhafte, und Ludwig IX.
Herzog Wilhelm IV., welcher von 1511—1550 als
Herzog in Bayern regierte, hatte noch zwei jüngere Brüder,
Ludwig und Ernst. Obwohl nun das Recht der Erst¬
geburt für Bayern schon festgesetzt war, verlangte doch
Ludwig, nachdem er mündig geworden, die Mitregentschaft.
Er berief sich darauf, daß es seit Jahrhunderten in Bayern
so gehalten worden sei. Das Verlangen Ludwigs führte
zu Zwisten im herzoglichen Hause. Die Mutter der Fürsten,
die Abgeordneten des Landes und der Kaiser suchten den
Zwist beizulegen. Es kam hierdurch ein Ausgleich zu stände.
Ludwig erhielt etwa den dritten Teil des Landes. Später ge¬
wannen die Brüder immer mehr Vertrauen zu einander. Sie ver¬
einbarten sich dahin, gemeinschaftliche Herrschaft und Hofhaltung
zu haben. In dem großen kirchlichen Streite, der damals