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uno Plündern ihre tägliche Beschäftigung. Dieses
wilde Volk brach aus seinen rauhen Steppen auf
und zog gegen Westen. In furchtbaren Schaaren,
als wäre ganz Asien auf der Wanderung, kam es im
Jahre 375 n. Chr. Geburt nördlich vom kaspischen
Meere her über die Wolga heran. Ihn: schloß sich
sodann das wilde Nomadenvolk der Alanen an, welches
das Land diesseits der Wolga bis an den Don und
das schwarze Meer bewohnte. Bald hatte der gewal¬
tige Zug die Grenzen der Gothen erreicht. Er stieß
zunächst auf die Ostgothen, die östlichsten von allen
deutschen Völkern. Zurückgedrängt, verdrängten die Oft¬
gothen ihrerseits ihre nächsten Stammesverwandten,
die Westgothen. So wälzte sich der Völkerstrom im¬
mer weiter und weiter. Furchtbar hauseten die Hunnen
in allen Ländern, über welche sie sich ergossen, in den
weiten Landstrecken zwischen der Donau und der Wolga,
vorzüglich in Ungarn.
Die durch den Andrang der nachrückenden Völker
immer weiter fortgeschobenen Westgothen nahmen nun,
in Folge eines Vertrages mit den Römern, das da-
-mals verödete Thrazien, eine große Landschaft in
der jetzigen Türkei, in Besitz.
Theilung des römischen Reiches z Alarich,
König der Westgothen.
Das große römische Reich erstreckte sich zur Zeit
der Geburt Christi fast über die ganze damals be¬
kannte Welt. Es umfaßte einen Flächenraum von
100,000 [] M. und zählte 120 Mill. Einw. Als aber
das sonst so gewaltige Volk der Römer sich der Weich¬
lichkeit, der Ueppigkeit und Lasterhaftigkeit hingab, da
war auch seine Kraft dahin, und das große und mäch¬
tige Reich ging seinem allrnähligen Verfalle entgegen.
Unter den Römern selbst entstanden Zwistigkeiten, welche
zu häufigen Bürgerkriegen Veranlassung gaben. Die
innere Zerrissenheit erreichte aber ihren höchsten Grad,