Full text: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen

Heimlich zog er im Lande umher, ermahnte seine Landsleute zur 
Eintracht und bereitete sie züm Aufstande vor. Freudig versprachen 
sie, das Schwert zu ergreifen, wenn er das Zeichen geben würde. 
Nun geschah es, daß Varus einen Kriegszug gegen ein im Osten 
wohnendes Volk unternahm. Da glaubte Armin, die Zeit der Be¬ 
freiung sei gekommen; schlau wußte er den Varus zu täuschen, er 
begleitete ihn sogar mit seiner Mannschaft, als wollte er ihm bei¬ 
stehen. Als Varus aber tief in die deutschen Wälder eingedrungen 
war, verließ er ihn plötzlich und ries die Cherusker zur Freiheit auf. 
Da strömten diese von allen Seiten herbei und griffen die Römer 
mit Ungestüm an. Varus sah, daß er verloren sei, wenn er nicht 
den Rückzug antrete. Aber es gab keine geebneten Wege durch das 
Dickicht der deutschen Wälder, der Boden war von heftigen Regen¬ 
güssen ausgeweicht; mit Mühe erreichte er eine Stelle, wo er das 
Lager aufschlagen konnte. Durch Wald, über Berg und Thal, von 
den Deutschen von allen Seiten angegriffen, setzte er am andern Tage 
den Rückzug fort. Noch einmal gelangte er zu einem Lagerplatz, 
allein ermüdet von dem mühseligen Marsche und den beständigen 
Kämpfen, erschöpft durch den Mangel an Lebensmittel, vermochten 
die Römer nicht länger zu widerstehen. Sie wurden entweder nieder¬ 
gehauen oder in die Selaverei geführt. Grausam opferten die Ger¬ 
manen viele der Gefangenen ihren Göttern. Varus selbst stürzte sich 
in fein eigenes Schwert, um diese Niederlage nicht zu überleben. 
Das war die Freiheitsschlacht im Teutoburger Walde. Als dies n.Chr. 
Nachricht von derselben zu den Römern kam, ergriff diese die Furcht, 
die Deutschen würden in das Reich einbrechen. Voll Schmerz rief 
Augustus aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" 
Er schickte neue Heere aus, um die Niederlage zu rächen. Germa¬ 
niens. des Drusus Sohn, drang auch tief in Deutschland ein. Zwar 
besiegte er den Armin in mehreren Schlachten, allein dieser achtete der 
Wunden nicht, die er für das Vaterland erhalten, und erschien immer 
wieder aus dem Kampsplatze. So blieb Deutschland doch frei von 
der Herrschaft des fremden Volkes. Der Befreier aber erntete keinen 
Dank sür seine Thaten, ja er wurde auf Anstiften feiner Verwandten 
ermordet, nachdem fein edles Weib Thusnelda durch den Verrath 
ihres eigenen Vaters in die Gefangenschaft der Römer gerathen war.
	        
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