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IV. Aus der Zeit des Kampfes zwischen Heidentum
und Christentum.
1. Chlodwig und die Franken, a. Die Franken. Die
Franken, d. h. die Freien, hatten während der Völkerwanderung
ihre ursprünglichen Wohnsitze nicht verlassen. Sie waren ge¬
fürchtete Krieger, hatten zweischneidige Schwerte und Speere, die
mit Widerhaken versehen waren. Vorn Rhein aus hatten sie
sich gen Westen nach Gallien vorgeschoben und den nördlichen
Teil dieses Landes erobert. Sie bestanden aus mehreren Stämmen.
Jeder Stamm erwählte den Kühnsten als seinen Heerführer und
nannte ihn kuning oder König. In Gallien kamen die Franken
mit den Römern in Berührung; im Verkehr mit ihnen lernten
sie das Geld und andere römische Einrichtungen kennen. Die
Könige ahmten die Kleidung der römischen Kaiser nach, trugen
langen Königsmantel, goldnen Stirnreif oder eine Krone.
b. Chlodwig einigt die Franken. Im Jahre 482 wurde
'Chlodwig König eines Frankenstammes. Im Traume hatte
Chlodwigs Mutter seine Macht und Herrschsucht schon voraus¬
gesehen. Er schloß mit den übrigen Frankenkönigen, die größten¬
teils seine Verwandten waren, Bündnisse, um die Gallier, West¬
goten und Alemannen zu unterwerfen. Sobald diese Völker aber
bezwungen waren, schaffte er durch Arglist, Tücke, Verrat und
Mord auch die Verwandten aus dem Wege. Gegen das Ende
seiner Regierung war Chlodwig König aller Franken, Beherrscher
Galliens und Herr über die Alemannen geworden. So wurde
Chlodwig der Gründer des großen Frankenreiches. Er gebot von
Paris aus. Seine Nachkommen fügten zu dieser Herrschaft noch
das Land der Thüringer und Bnrgunden, so daß auf deutschem
Boden westlich der Elbe nur noch die Sachsen in ihrer altert
Freiheit hausten.
c. Das Christentum bei den Franken. Chlodwig war
mit Chlotilde, einer christlichen Königstochter ans dem Burguuden-
lande, verheiratet. Durch Chlotilde ward Chlodwig mit dem Christen-
tume bekannt. Er gestattete zwar, daß seine Kinder getauft wurden,
aber er selbst wollte kein Christ werden. Da geschah es, daß er
im Kriege gegen die Alemannen in hartes Gedränge kam; da hob
■■er beide Arme empor und betete; „Gott der Christen, wirst du
mir den Sieg in meine Hand geben, so will ich an dich glauben!"
Chlodwig siegte; als der Krieg zu Ende war, ließ er sich mit 3000
•ebeln Franken taufen und bereitete dem Christentume eine Stätte
in feinem Lande. Aber die Franken waren Christen nur dem
Namen nach; im Herzen blieben sie Heiden wie zuvor.
Tecklenburg, Schülerbuch für den ersten Geschichtsunterricht. 4