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lofigfeit der römischen Beamten zum Aufstande gereizt, überfielen sie die römischen
Provinzen, schlugen bei Adrianopel im Jahre 387 den Kaiser Valens, welcher
auf der Flucht umkam, und drangen unter schrecklichen Verheerungen nach Konstanti¬
nopel vor.
Theodöfius der Große, des Valens Nachfolger, schloß mit den Goten Frieden
und wies ihnen Thracien zum Wohnsitze an, wogegen die Goten sich zur Stellung
von 40,000 Mann Hilfstruppen verpflichten mußten. Theodofius, der noch einmal
das ganze römische Reich zu einem großen Reiche vereinigte, teilte dasselbe (395)
für seine beiden Söhne Honorius und Arcadius in ein abendländisches (weströmisches)
und ein morgenländisches (griechisches, byzantinisches, oströmisches) Kaiserreich.
Honorius residierte in Rom, Arcadius in Konstantinopel. Da beide beim Tode
des Vaters noch unmündig waren, bekam Honorius den Wandalen Stilicho, Arcadius
den Gallier Rnfinus zum Reichsverweser.
Da Arcadius den Westgoten den ihnen zugesicherten Sold nicht zahlte, griffen
sie zu den Waffen. Von ihrem kriegerischen und thatendurstigen Heerkönige Alarich
geführt, zogen sie unter schrecklichen Verwüstungen durch Macedonien bis nach
Griechenland. Der tapfere Stilicho hielt sie vom weiteren Vordringen ab. Sie
gingen nach Jllyrien, das ihnen Arcadius einräumte.
Nicht lange daraus wurde Stilicho am kaiserlichen Hose verleumdet, und Honorius
ließ ihn töten (408 n. Chr.). Nun zog Alarich mit seinem Heere über die Alpen,
drang durch Italien bis Rom vor und schloß die Stadt ein. Da ihm die Römer
durch ihre Gesandten das Versprechen gaben, die von ihm geforderten 5000 Psuud
Gold und 3000 Pfund Silber, sowie mehrere tausend Pfund Pfeffer und eine
große Menge von seidenen und purpurnen Gewändern zu liefern, hob er die Be¬
lagerung aus und zog ab. Honorius, der damals in Ravenna residierte, genehmigte
den Vertrag nicht. Alarich kehrte nach Rom zurück, nahm die Stadt im Jahre 410
n. Chr. ein und ließ sie 6 Tage plündern. Die Heiligtümer der Kirche blieben
verschont. Hieraus zogen die Westgoten mit reicher Beute nach Unteritalien, von wo
Alarich erobernd nach Sicilien und Afrika zu gehen gedachte. Zu Coseuza in Unter¬
italien ereilte den erst 34 Jahre alten Helden der Tod. Die Goten begruben
ihren verehrten König in dem Bette des Flüßchens Busento.
Unter Alarichs Nachfolgern Athautf und Wallia eroberten die Westgothert
Gallien und Spanien und gründeten dort ein westgotisches Reich, welches das südliche
Gallien und das nördliche Spanien umfaßte. Die Hauptstadt wurde Tolosa (Toulouse).
§ 7. Attila.
* Die Hunnen dehnten nach der Verdrängung der Ost- und Westgoten ihre
Herrschaft bis zur Donau aus. Im Jahre 444 n. Chr. vereinigte Attila, auch
Etzel genannt, alle hunnischen Stämme und machte sich zum Alleinherrscher derselben.
Cr selbst namtte sich Godegisil, d. h. Gottesgeißel. In seinem Hauptlager an der
Theiß bewohnte er ein hölzernes Haus. Cr kleidete sich stets einfach und führte die
Lebensweise eines mongolischen Hirten. Bei Festlichkeiten aber, welche er seinen Haupt¬
leuten gab, fehlte es weder an goldenem und silbernem Geschirr, noch an Genüssen,
wie sie die verweichlichten Römer liebten. Die Wohnungen der Großen seines Hofes
waren aufs prächtigste ausgestattet; in der Kleidung und Bewaffnung, selbst bei den
Geschirren der Pferde herrschte der größte Aufwand.
Im Jahre 451 brach Attila mit einer halben Million Kriegern, aus Hunnen
und unterworfenen Völkern bestehend, auf, zog alles verwüstend durch Süddeutschland
Senckpiehl, kurz. Leitfaden b. Geschichtsunterricht. Ausg. A. 2