Full text: Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen (Bändchen 1)

wenigen Stunden (um 10 Uhr des Morgens) hatte er den Sieg errungen; die 
Schweden ergriffen die Flucht. 
Derfflinger trieb sie aus Brandenburg nach Pommern, eroberte dort eine Stadt 
nach der anderen, auch trotz des hartnäckigsten Widerstandes Stralsund und Stettin, 
und in einer Zeit von noch nicht drei Jahren waren die Feinde aus Pommern ver¬ 
jagt. Als sie im Jahre 1678 von Livland aus in Preußen einfielen, zog Friedrich 
Wilhelm mitten im Winter nochmals gegen sie. Er ließ seine Truppen auf Schlitten 
über das zugefrorene Frische und Kurische Haff setzen, besiegte das schwedische Heer 
in der Nähe von Tilsit und vertrieb die Feinde aus Preußen. 
Während dieser Zeit schloß der Kaiser ohne Rücksicht auf den Kurfürsten mit 
Frankreich Frieden. Friedrich Wilhelm war nicht mächtig genug, den Krieg allein 
gegen Schweden und Frankreich zu führen; er mußte deshalb (im Frieden zu St. 
Germain 16 79) Vorpommern mit Stettin wieder an Schweden abtreten. 
Noch ein anderes Unrecht hatte er seitens des Kaisers zu ertragen. Dieser 
nahm nach dem Tode des letzten Herzogs von Liegnitz, ungeachtet des durch Joachim II. 
geschlossenen Erbvertrages, die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlan als erledigte 
Lehen in Besitz. 
Nach einer segensreichen Regierung von 48 Jahren starb Friedrich Wilhelm 
am 29. April 1688. Seine irdische Hülle ruht jetzt in der Domkirche zu Berlin. 
Mit Recht hat die Geschichte den Begründer der Größe Preußens „den Großen" 
genannt. 
§ 89. Friedrich I., König von Preußen, 1688 (1701)—1713. 
1. Preußens Erhebung zum Königreiche. 
Friedrich Wilhelm hinterließ seinem Sohne und Nachfolger, dem Kurfürsten 
Friedrich III., einen blühenden Staat von über 2 000 Quadratmeilen mit 
11j2 Millionen Einwohnern, ein treffliches Heer von 30 000 Mann und einen nicht 
unbeträchtlichen Staatsschatz. Brandenburg besaß unter den deutschen Staaten be¬ 
reits ein bedeutendes Ansehen; in 
seiner bewaffneten Macht stand es 
mit manchem Könige auf gleicher 
Stufe. Das Bestreben Friedrichs 
war nun darauf gerichtet, seinem 
Staate durch die Erhebung zum 
Königreiche auch die ihm gebührende 
Stelle unter ben Staaten Europas 
zu verschaffen. Überbies liebte er 
bie Pracht unb ben äußeren Glanz 
unb war nicht frei von Ehrbegierbe. 
Es verbroß ihn, baß er als Be¬ 
herrscher eines bebeutenben Staates 
bei einer Versammlung ber Fürsten 
unbebeutenben Königen nachstehen 
mußte. Dazu kam noch, baß zu 
seiner Zeit ber Kursürst August II. 
der Starke König von Polen und 
der Prinz von Oranien König von England geworden war. Er wollte aber nicht 
Brandenburg zum Königreiche erheben, sondern Preußen; denn Brandenburg war 
5166. 36. Friedrich I.
	        
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