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Beobachtungen werden neuerdings regelmäßig miteinander ausgetauscht und 
darauf beruht die Anlage der Wetterkarten. Auf ihnen sind neben der Windrichtung 
und -stärke vor allem die barometrischen Beobachtungen über den Luftdruck, 
aber auch nebensächliche Erscheinungen, wie die Bewölkung des Himmels, die 
Wärme oder die Menge der Feuchtigkeit, eingetragen. Das regelmäßige Studium 
dieser Karten ermöglicht die Vorhersage des Wetters, besonders der Windrichtung. 
Diese Voraussagen haben bereits einen recht großen Grad von Sicherheit erlangt, 
so daß man mit mehr als 80°/0 Wahrscheinlichkeit rechnen kann. 
Zu den regelmäßigen Winden gehören diejenigen, welche infolge örtlicher 
Verschiedenheiten entstehen. An jedem Tage erhebt sich eine Luftströmung, 
sobald die Sonne fortschreitend die Erde erwärmt, und ebenso abends, wenn es 
allmählich von 0. nach W. zu kühler wird. Besonders deutlich ist Morgen- und 
Abendwind in gebirgigen Gegenden zu bemerken, wo morgens von dem noch 
im Schatten liegenden Tale eine kühle Luftströmung nach den bereits von der 
Sonne erwärmten Bergspitzen hinauf und abends von den Bergen ein kühlerer 
Wind ins Tal herabweht (Berg- und Talwind). Unter diesen kalten Bergwinden 
haben viele Orte sehr zu leiden, die in der Nähe des Gebirges liegen, beispielsweise 
München, wo fast regelmäßig an heißen Sommertagen gegen Abend eine empfindlich 
kalte Luft weht. Ebenso ist ein regelmäßiger tageszeitlicher Windwechsel an der 
Küste zu beobachten. Früh morgens ist die Luft über dem Lande kalt und weht 
deshalb nach dem Meere hin, das sich während der Nacht nicht so sehr abgekühlt 
hat wie das Land, und ebenso weht gegen Abend eine Luftströmung von der See 
zum Lande, weil erstere sich durch die Sonne nicht so sehr erwärmen läßt wie 
letzteres. Dieser regelmäßige Wind dient den Fischern zur Ausfahrt und zur Heim¬ 
fahrt mit ihren Segelboten. 
In Berggegenden kommen außerdem noch eigentümliche Fall- und Sturz- 
'vinde vor. Wenn sich hoch oben in den Julischen Alpen kalte Luft angesammelt 
lat und über dem Busen von Triest die Hitze brütet, dann überwindet die kalte 
ijuft plötzlich die Spannung und stürzt mit furchtbarer Gewalt in das Flachland 
und auf die See hernieder. Das ist die gefiirchtete Bora, die oft genug großes Unglück 
im Hafen von Triest anrichtet. Nicht ganz so schlimm ist der von den Savoyer- 
alpen in die Provence herniederfallende Mistral. Ein gewöhnlich als warm emp¬ 
fundener Wind ist der Föhn, der seit alters in den Alpen bekannt ist. Er entsteht 
dann, wenn an der Nordseite der Alpen eine barometrische Depression herrscht. 
Die Luft kommt dann von der Südseite der Alpen zum Ersatz heran, gibt ihren 
Feuchtigkeitsgehalt beim Aufsteigen an der Südseite des Hochgebirges ab und geht 
als trockener Wind auf die Nordseite. Hier steigt sie aus der Höhe herab, nimmt 
dabei auf je 100 m etwa Io an Wärme zu, kann also sehr viel Feuchtigkeit auf¬ 
nehmen und wirkt ausdörrend. Infolgedessen liegt allemal große Feuersgefahr 
vor, wenn der Föhn weht, und da er außerdem ziemlich heftig ist, richtet er häufig 
genug Unheil an. Außerdem saugt er von den Gletschern und den Firnlagern 
die Feuchtigkeit begierig in sich auf, so daß er als Schneefresser bezeichnet wird. 
In unseren deutschen Mittelgebirgen, wo unter ähnlichen Verhältnissen ebenfalls 
ein Föhn entsteht, sind seine verheerenden Wirkungen nicht so stark, weil die 
Höhen- und deshalb auch die Temperaturunterschiede nicht so groß sind. 
Manchmal beobachtet man im Winter und Frühjahr, daß sich die Luft 
in abgeschlossenen Tälern, seltener auf weiten Flächen nach der Wärme und also
	        
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