Sein Sturz. Seine Irrfahrt. Er kehrt nach Rom zurück. Der Schwelger ermordet.
aussprach, ihn seines Tribunenamtes entsetzte und als Rebellen, Kirchenräuber und Häretiker-
erklärte. Der neapolitanische Graf Giovanni Pepino da Minorbini warf sich mit hundertfünfzig
Reitern nach Rom und verbarrikadierte das Quartier der Colonna; Rienzo, nicht imstande,
das Volk zu seiner Verteidigung zu bewaffnen, sah ein, daß seine Macht zu Ende sei, legte
weinend über die Undankbarkeit der Menschen seine Würden nieder, verließ den Palast, zog sich
in die Engelsburg zurück und entfloh von hier als Pilger verkleidet der Rache seiner Feinde.
Allein die Lage Roms, das nun von dem Legaten in Gemeinschaft mit einem Colonna
und Orsini als Senatoren verwaltet wurde, verschlimmerte sich, die alten Parteikämpfe der
edlen Geschlechter brachen aufs neue aus und die Römer sehnten sich nach dem „guten Zu¬
stande" des Tribunen zurück, der nun in abenteuerlicher Irrfahrt, geächtet und doch gefürchtet,
einen Zufluchtsort suchte. Nachdem er sich zuerst einige Zeit lang in Italien umhergetriebeu^
wandte er sich an Kaiser Karl IV., um in dessen Auftrag und Schutz nach Rom zurückzu¬
kehren. Allein der praktische, nüchterne Karl lieferte den phantastischen Tribunen an den
Papst in Avignon aus. Dort wußte Rienzo schlau und beredt nicht nur die wider ihn er¬
hobenen Klagen zu entkräften, sondern sogar das Vertrauen des Papstes Innozenz VI, zu
gewinnen. In Rom war soeben der Parteikampf der Großen wieder mit aller Wut aus¬
gebrochen und abermals war es ein päpstlicher Notar und ein Mann aus dem Volke, Namens
Francesco Baroncelli, dem es gelang, Colas Rolle als Tribun zn spielen. Innozenz
sandte den Kardinal Ägldius Alboruoz nach Italien, um die abtrünnigen Städte wieder zu
erobern und die Ruhe in Rom herzustellen, und gab ihm als Rat und Beistand Cola di
Rienzo mit. Das Volk zog Rienzo mit Jubel entgegen, unter Triumphbögen hielt er seinen
Einzug, die Stadt prangte im Festschmuck. Vom Kapitol herab sprach er, sieben Jahre sei
er wie einst Nabuchodonosor in der Verbannung gewesen, nun kehre er mit Gottes Gnade
zurück, vom Papste zum Senator ernannt, in der Absicht, die Lage der Stadt zu verbessern.
Aber Cola mißbrauchte wiederum sein Glück und seine Macht. Man ärgerte sich über seine
Schwelgerei, über seinen übermäßigen Genuß von Wein. Bald lief ein dumpfes Murreu
durch die Stadt. In der Frühe des 8. Oktober 1354 tönte die Straßen auf und ab der
Ruf: „Es lebe das Volk! es sterbe Cola Rienzo, der Verräter!" Mit Lärm und Geschrei
zogen die Massen zum Kapitol und umringten den Palast. Cola hielt die Bewegung für
einen Volksauflauf, ergriff die Fahne des Volkes, zeigte sich auf dem Balkon des oberen
Stockwerkes und gebot mit der Hand Stillschweigen. Aber die Römer wollten ihn nicht
hören, grunzten ihm entgegen wie Schweine, warfen und schossen nach ihm, so daß er sich
zurückziehen mußte; zugleich legten sie Feuer an die Pforte. Da ließ Cola sich an Tisch¬
tüchern durch ein hinteres Fenster in den Hofraum hinab. Ratlos stand er da, setzte den Helm
bald auf bald nahm er ihn ab, unentschlossen, ob er sich mit dem Schwerte Bahn brechen
oder in Verkleidung fliehen sollte. Endlich entschloß er sich zur Flucht, schor sich den Bart,
schwärzte sich das Gesicht, ergriff eine Bettdecke, als hätte er geplündert und trat mit dem
Rufe: „Hinauf, hinauf, es ist noch viel zu holen" unter das Volk. Doch machten ihn die
goldenen Armbänder kenntlich, er wurde zur Stelle geschleppt, wo er früher seine Urteile zu
verkünden pflegte. Dort stand Cola eine Zeitlang, die Arme kreuzweise erhoben, die Blicke
umherwerfend. Keiner wagte es, Hand anzulegen. Jetzt wollte Cola sprechen; da stieß ihm
ein Francesco da Vecchio des Schwert durch deu Leib. Nun sielen die andern über den Toten
her, schnitten ihm das Haupt ab, schleiften den Rumpf durch die Gaffen und hängten ihn
zuletzt an dem Hängstock eines Fleischers auf.