Gründe seiner Verhaftung. Sein Tod. Philipp stirbt.
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fttlten hatte, würde feilte Empörung gegen feinen Vater höchst wahrscheinlich gefährliche Auf¬
stände in Spanien hervorgerufen haben, und wenn dann beim Auftreten des Don Carlos
gleichzeitig auch die Niederlande sich unabhängig erklärt hätten, wäre Philipp in eine
schwierige Lage geraten und vielleicht sogar der Thron in Gefahr gekommen. Man hat
daher wahrlich nicht Ursache, lange nach den Gründen der Verhaftung zu fragen. In
Madrid selbst war man allgemein überzeugt, daß der König dazu die wichtigsten Gründe
gehabt haben müsse. Philipp empfand tiefen Schmerz darüber. Die Königin zeigte ihrer
Mutter die Verhaftung an mit der Erklärung „daß ir her, der König, derhalben so hefftig
bestürzt irndt betretten sey, das S. k. W. sich ausztrüglich vernehmen lassen, da sie die gantz
Niederlände verlohren hetten, daß folchs S. k. W. nicht mehr zu hertzen gehen noch höher
betrüben föntte."
Don Carlos starb ant 24. Juli 1568, nicht infolge eines Todesurteils, auch nicht
durch Selbstmord; der unmäßige Gebrauch von Eiswaffer war eine eingewurzelte alte Ge¬
wohnheit des Prinzen und feine Dienerschaft wird sich wohl vielleicht aus Mitleid für feine
Wünsche nach der Gefangennahme noch willfähriger gezeigt haben als vorher. Drei Tage
vor feinem Tode hatte Don Carlos mit großer Ehrfurcht die heiligen Sakramente emp¬
fangen, „um als christlicher und katholischer Fürst zu sterben," was dem Vater, wie er an
den Connetable von Navarra schrieb, in dem Schmerze und der Trauer, die er über feinen
Tod empfand, zum großen Troste gereichte.
Philipp erkrankte im Jahre 1596. Die Krankheit dauerte fast drei Jahre. In den
letzten 53 Tagen ertrug der König namenlose Schmerzen mit der höchsten Ergebung. Er
konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren, aber er litt ruhig, gestärkt durch die Leidens¬
geschichte, die er sich vorlesen ließ. Als der Arzt ihn in ein sonnigeres Zimmer bringen
lassen wollte, weigerte er sich und bat: „Gebt mir das Marienbild, das meiner Mutter ge¬
hörte, und das ich 50 Jahre bei mir getragen habe, und das kleine hölzerne Krnzisix, das
mein Vater im Sterben in der Hand hielt!" Zum Jufanten gewendet, sprach er dann:
„Sieh, mein Sohn, so endet die Herrlichkeit der Welt. In wenigen Stunden hüllt man
mich in ein ärmliches Leichenkleid, die Krone sinkt mir vom Haupte, der Tod nimmt sie mir,
um sie dir zu geben. Eines Tages wird sie auch dir vorn Haupte fallen, wie jetzt mir.
Meine Tage sind gezählt, auch die deinen sind bestimmt. Ich empfehle dir den Kampf
gegen die Ungläubigen und den Frieden mit Frankreich." Nach der letzten Ölung wollte er
nichts mehr von Geschäften wissen, ließ dem Jnsanten den goldenen Schlüssel zum geheimen
Kabinett überreichen und starb ruhig am 13. September 1598. Die Mönche des Escorial
betrachteten Philipp in der Erinnerung an die heldenmütige Geduld, mit der er so entsetzliche
Seiden ertragen hatte, wie einen Heiligen.
Maria Stuart.
Maria Stuart war nach dem Tode der Königin Maria rechtmäßige Thronerbin von
England, wenn man Heinrichs VIII. Ehe mit Anna Bolehn als ungültig und somit Elisabeth,
die dieser Ehe entsprossen war, als uneheliche Tochter ansah. Maria war die Enkelin einer
Schwester Heinrichs VIII. Schon in der Wiege verlangte sie dieser zur künftigen Ge¬
mahlin für feinen Sohn, allein die Königin-Mutter als Schwester der Guifen wahrte das
katholische Interesse und brachte die Tochter frühzeitig nach Frankreich, wo man sie sorg-