Napoleon versorgt seine Verwandten.
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finden. Zudem ereignet es sich gegenwärtig, wo die geistlichen Würden nicht mehr mit so
vielem Reichtum umgeben sind, wie dies früher der Fall war, wohl nicht mehr, daß Adelige,
die bisher in der Armee als Offiziere gedient hatten, bei Erledigung fetter Pfründen die mili¬
tärischen Farben und Zeichen ablegen, um sich mit denen eines Domherrn zu bekleiden, woher
es denn auch manchmal kam, daß zwar auf dem Haupte der Helm der kostbaren Mitra, aber
nicht auch ebenso im Herzen der soldatische Geist dem priesterlichen Sinne Platz machte. Man
darf somit hoffen, in Zukunft zwar einen weniger reichen, aber einen desto erleuchteteren
und frömmeren Klerus zu besitzen."
Ende des deutschen Reiches.
Acht Tage nach dem Preßbnrger Frieden verlieh Napoleon den Kurfürsten von Bayern
und Württemberg die Königswürde. Letzterer erhielt zugleich einige vorderösterreichische Herr¬
schaften in Schwaben. Die übrigen mit dem Breisgau, den der Herzog von Modena verlor,
bekam der Kurfürst von Baden, der den Titel Großherzog annehmen mußte. Napoleon
brauchte keine Kurfürsten mehr, die als solche noch vom deutschen Kaiser und Reich ab¬
hängig gewesen wären. Schon dadurch deutete er
an, daß die deutsche Reichsverfaffuug nichts mehr
für die von Frankreich abhängig gewordenen Fürsten
bedeutete. Um die genannten deutschen Fürsten sich
noch inniger zu verbinden, vermählte er seinen
Stiefsohn Engen Beauharnais, Vizekönig von Italien,
mit Angnsta, Tochter des Königs von Bayern, seinen
jüngsten Brnder Jerome, der eben erst von seiner
nordamerikanischen Gattin Patterson geschieden war,
mit Katharina, Tochter des Königs von Württem¬
berg, und seine Stieftochter, Eugens Schwester,
Stephanie Beauharnais mit dem Erbprinzen Karl
von Baden. Weil Salzburg an Bayern gekommen
war, mußte Erzherzog Ferdinand von Toscana
abermals weiter wandern und erhielt Würzburg.
Hierauf versorgte Napoleon seine Ver¬
wandten und Günstlinge mit neuerrichteten
Reichen. Seinem Bruder Joseph gab er das König¬
reich Neapel, aus dem er die Königin Karoline ver¬
trieb. Seinen Bruder Ludwig machte er zum König
von Holland, indem er die ausgeplünderte batavische
Republik, welche schon längst von Frankreich aus
regiert worden war, einfach aufhob. Seinen Schwager Murat erhob er zum Großherzog von
Berg, seinen ersten Adjutanten und treuen Kriegsgefährten Berthier zum Fürsten von NenfchAel,
welches Preußen ihm abtrat. Endlich ließ er seinen Oheim, Kardinal Fesch, zum künftigen
Nachfolger des Kurfürsten Dalberg in Regensburg ernennen, um ihm später die Würde des
Hauptes der deutschen Kirche zu verleihen. Alle diese französischen Herren blieben Vasallen
des Kaisers Napoleon und durch ein Familiengesetz seiner Oberherrschaft unterworfen. Alle
Kaiser Franz I. von Österreich.