Full text: 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. (Jahrgang 1)

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uach Unabhängigkeit und Selbständigkeit . ( Zwischenreich , Friedrich III . , milian I . ) 
Aber auch die geistliche Gewalt , das Papsttum , sauk von der errungenen Höhe herab . Wenn mehrere Päpste gleichzeitig herrschen wollten , wenn der eine den andern in den Bann that und verfluchte , so mußte freilich durch der Glaube an den sogenannten Statthalter Christi gewaltig erschüttert werden . Die Menschen lernten aber auch denken ; schon durch die züge , dann aber auch durch Erfindungen und Entdeckungen , wurde der Geist geweckt , auch erschloß die neu gewonnene Kenntnis der griechischen und ebräischen Sprache manche Quelle der Weisheit . Und was man als heit erkannt hatte , wollte man sich durch päpstlichen Machtspruch nicht wieder nehmen lassen . So wurde also auch das Ansehen der geistlichen Gewalt schüttert und ein neuer Zustand herbeigeführt . Das Rittertum sank , und das gebildete Bürgertum trat an seine Stelle , indem es jedoch nicht nur den Kamps , sondern auch die geistige Bildung vertrat . 
An der Schwelle neuer Zustände schließt sich das Mittelalter , und die Pforte der neuen Geschichte oder der Neuzeit thut sich auf . In ihr werden wir sehen , wie nun allerwärts der Gedanke der Freiheit und abhängigkeit lebendig wird , und wie die Menschen ernstlich nach diesen Gütern ringen . Zunächst werden wir dieses Streben aus dem Gebiete der Religion und Kirche erblicken , wo man die Herbeiführung neuer , besserer stände die Reformation nennt ; erst später gelangt man auch zur freieren Gestaltung im bürgerlichen Leben , die freilich oft auf gewaltsame Weise , durch Umsturz des Alten , herbeigeführt wird , was man die Revolution nennt . — 
Diefe wechselnden Ereignisse machen die Geschichte einem vom wind bewegten Meeresspiegel gleich , auf dem die Wellen steigen und sinken . — Das Steigen bedeutet das Emporkommen der Völker , das Sinken ihren Niedergang . Denn wie der einzelne Mensch sich erst nach und nach und in der Stille zu voller Kraft entwickelt , und dann eine Zeit lang auf seiner Lebenshöhe steht , bis er wieder zur Schwäche des Alters hinabsinkt : so ist es auch mit den Völkern . Sie entwickeln sich oft ganz in der Stille , bis sie dann plötzlich bekannt werden , Macht und Ansehen gewinnen und endlich wieder vom Schauplatze verschwinden . Wohl ihnen , wenn sie nicht zugleich vergessen werden , sondern in der Erinnerung der Nachkommen ahmungswürdige Vorbilder fortleben . 
Trotz des ewigen Wechsels lernen wir doch aus der Geschichte , daß nicht blinder Zufall , sondern eine höhere Gewalt die Schicksale der Völker bestimmt und sie auch durch schlimme Zeiten hindurch zu besseren Zustände» führt ( Christenverfolgungen , Kreuzzüge , Eroberung von Koustantiuopel ) . Damit gewinnen wir aber auch die Überzeugung , daß die Menschen mit aller Macht den Gang der Ereignisse nicht auszuhalten uud den Gang der göttlichen Vorsehung zu hindern vermögen . Selbst die Geschicke eines ein ?
	        
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