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gegeben." Deshalb bekam die hitzige Partei des Dr. Karlstadt den Namen
„bie Bilderstürmer". Sie konnte großen Schaden machen. Denn auf
solche unbedeutende, äußerliche Dinge war es bei der Reformation nicht ab¬
gesehen; sie strebte nach der Reinigung des christlichen Glaubens und
Lebens. Als Luther daher von der Thorheit der Bilderstürmer hörte, litt
es ihn nicht mehr auf der Wartburg. Ehe es der Kurfürst verhindern
konnte, war er in Wittenberg angekommen. Seiner unverdrossenen Mühe
gelang es, die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Und bald erschien
nun auch im September 1522 die erste gedruckte Ausgabe des
übersetzten Neuen Testaments.
Luther kehrte nicht wieder nach der Wartburg zurück, sondern blieb in
Wittenberg, predigte, unterrichtete die Studenten und begann nun auch die
Übersetzung des Alten Testaments. Diese wurde stückweise herausgegeben,
zuerst 1523 die 5 Bücher Mosis, bis endlich 1534 das große Werk vollendet
war. In diesem Jahre erschien die erste vollständige deutsche Bibel.
Schon seit dem Erscheinen des Neuen Testaments hatte das Refor¬
mationswerk die Grenzen des Kurfürstentums Sachsen überschritten. Außer
Friedrich dem Weisen war besonders der thatkräftige Landgraf von Hessen,
Philipp der Großmütige, ein Beschützer desselben. Auch in vielen Reichs¬
städten hatte die neue Lehre Eingang gefunden. Hier besaß der wohlhabende
Bürgerstand die Mittel, durch Gründung von Schulen die Verbreitung des
Reformationswerkes zu befördern.
Doch der Förderung stand auch noch manches Hindernis entgegen.
Dazu gehört der sogenannte Bauernkrieg im Jahre 1525. Welches
Schicksal der gedrückte Bauernstand zu tragen hatte, davon haben wir früher
schon gehört. (Kurze Wiederholung nach Jahrgang I, S. 80.)
Durch Luthers Wirksamkeit erwachte in den bedrückten Bauern die
Hoffnung auf Besserung und größere Freiheit. Da sie lange vergebens
gehofft hatten, fingen sie an zu fordern. Sie legten ihren Herren, den
Rittern, 12 Artikel vor, in denen sie freie Jagd, Holzung, Fischerei, Auf¬
hebung der Leibeigenschaft, der Frondienste und Zehnten, die freie Predigt
des Evangeliums und die freie Wahl ihrer Geistlichen verlangten. Zuerst
erhob sich der Aufstand am Bodenfee, ging dann, den Schwarzwald entlang,
in den Odenwald, nach Elsaß, nach Lothringen, Franken und endlich nach
Thüringen. (Karte!) Leute aus dem Volke, hier ein ehemaliger Soldat,
dort ein Gastwirt, wohl auch bisweilen ein Rittersmann, so z. B. Götz
von Berlichingen mit der eisernen Hand, standen an der Spitze der wilden
Scharen, die mit Keulen, Sensen und Dreschflegeln bewaffnet waren.
Klöster und Herrensitze gingen in Flammen auf. Doch wurden auch hier
und da gezwungen die Forderungen bewilligt. Der schwäbische Stadtebund
wurde endlich Herr des Aufstandes in Süddeutschland und die Bezwungenen
empfanden die blutige Rache des Siegers.
Im Thüringischen war der Aufstand mehr religiöser Art. An der
Spitze der Bauern stand der schwärmerische Geistliche Thomas Münzer.
Er predigte Gleichheit der Stände und allgemeine Gütergemeinschaft.
Dadurch gewann er die Bethörten. In Mühlhaufen war sein Hauptquartier.