Object: Bilder aus der vaterländischen, besonders der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Vorstufe)

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II- Bilder aus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. 
Nach dem Tode seines Vaters wurde das Hofleben mit einem Schlage 
anders. Von 100 Kammerherren behielt der König nur 12. Die Festlich- 
keiten wurden abgeschafft. Wagen und Rosse verkauft; die silbernen Tafel- 
geschirre, auch Edelsteine und andere Kostbarkeiten wurden zu Geld gemacht. 
In der Kleidung gab die königliche Familie den Hofleuten das schönste Bei- 
spiel der Einfachheit und Gediegenheit. Er führte ferner eine einfache Küche, 
und manche seiner Untertanen aßen besser als er. Auf Äußerlichkeiten legte 
der König wenig Gewicht. Ihm war der innere Wert die Hauptsache. 
2. sparsam u. Die Bestreitung der äußern Pracht hatte dem ersten König viel 
hälterisch. Geld gekostet. Oft befand er sich in Geldverlegenheit und war genötigt, 
Schulden zu machen. Für seinen Sohn war es eine wichtige Aufgabe, 
diese Schulden zu bezahlen. Das gelang ihm; denn er war ein spar- 
samer Monarch. Schon in seiner Jugend hatte er ein Haushaltungsbuch 
angelegt, Ausgaben und Einnahmen darin eingetragen und dafür gesorgt, 
daß die Ausgaben die Einnahmen nicht erreichten. 
%$en?aftns Überaus vorteilhaft unterschied sich der preußische Königshof von den 
andern damaliger Zeit durch seine strenge Sittenreinheit. Namentlich der 
französische Hof gab durch seine Sittenlosigkeit ein schlechtes Beispiel für Fürsten 
und Völker. Friedrich Wilhelm haßte alles Französische. Es kümmerte ihn 
wenig, wenn man am französischen Hofe von ihm sagte, er sei ein ungefügiger 
Geselle, mit dem nicht zu reden sei. Er sagte dagegen: „Ich kann diese windigen 
Franzosen und breitmäuligen Engländer nicht leiden. Ich gebe meinen Kindern 
Säbel und Pistole mit in die Wiege, damit sie mir die Feinde vom Leibe 
halten." 
2. Er sorgt für die Bildung des Volkes. 
Im Gegensatz zu seinem Vater und seiner hochgebildeten Mutter, 
der Königin Sophie Charlotte, hatte Friedrich Wilhelm I. für Kunst 
und Wissenschaft, herrliche Bauten, Denkmäler und feine Bildung wenig 
Verständnis. Sein gediegener, praktischer Sinn trieb ihn, dem preußischen 
Volksschulwesen seine Sorgfalt und Pflege zu widmen. Unter seiner 
Regierung wurden 2000 neue Schulen gegründet. Zu vielen schenkte 
der König das Bauholz. Als eine Bezirksregierung Einspruch erhob, 
sagte er: „Wenn ich das Land verbessere, mache aber keine Christen, so 
hilft mir alles nichts." Eifrig war er bemüht, tüchtige Lehrer für seine 
Schulen zu gewinnen. Die Franckefchen Stiftungen in Halle kamen ihm 
dabei sehr zustatten. Er führte den Schulzwang ein, indem er bestimmte, 
daß die Eltern ihre Kinder im Winter täglich, zur Zeit der Feldarbeiten 
wenigstens ein- oder zweimal wöchentlich zur Schule zu schicken hätten. 
Kein Kind sollte vom Schulbesuch entbunden bleiben, solange es nicht die 
wichtigsten Lehren des christlichen Glaubens verstehen, fertig genug lesen 
und rechnen und notdürftig schreiben könne. Auf seinen Reisen besuchte er 
die Schulen und prüfte die Kinder selbst. Friedrich Wilhelm wird mit Recht 
der Begründer des preußischen Volksschulwesens genannt.
	        
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