Full text: Handbuch der deutschen Geschichte (3)

wurden schon von Mohammeds Nachfolger erobert, bald daraus Nord- 
Afrika. Von da setzten die Mohammedaner nach Spanien über und er¬ 
oberten säst das ganz Land. (711.) Später dehnten sie ihre Herr- 
schaft über den größten Teil von Asien aus, eroberten (1453) 
Konstantinopel und die Länder an der unteren Donau. Jetzt zählt die 
mohammedanische Religion etwa 200 Millionen Bekenner, wovon un¬ 
gefähr die Hälfte aus Asrika entfallt. Aber überall ist der Islam den 
Bewohnern zum Unsegen geworden. 
Vertiefung. 1. a) Mohammed entstammte dem Geschlechte der Kurei- 
schiten, welches die Schlüssel zur heiligen Kaaba verwahrte. Diese ist ein vier¬ 
eckiges, 13 Meter hohes Gebäude, das jetzt inmitten des heiligen Tempels von 
Mekka steht. In der Nordostecke ist ein schwarzer (vielleicht Meteor-) Stein 
eingemauert, von welchem die Mohammedaner behaupten, daß er vom Erzengel 
Gabriel dem Jsmael gebracht worden sei. Nach diesem Steine richtet jeder 
Mohammedaner beim Gebet sein Angesicht. Die Anbetung dieses Steines war 
bei den heidnischen Landsleuten Mohammeds Sitte. — 
Die Erscheinungen und ihre Offenbarungen stellte Mohammed im Koran 
zusammen, der übrigens voll von Widersprüchen ist. Er ist nicht nur das 
Religions-, sondern auch -das Gesetzbuch der Mohammedaner. 
b) Mohammeds späteres Leben weist viele Züge von Herrsch- und Rach¬ 
sucht auf, so ließ er einmal 700 Juden hinrichten. Sein Leben steht eben so 
sehr an Reinheit hinter dem Christi zurück, wie seine Lehre hinter der christlichen. 
2. Islam bedeutet völlige Hingabe an Gott. Die Lehre, daß jedem 
Menschen sein Geschick im voraus bestimmt sei, nennt man Fatalismus. Sie 
war allerdings geeignet, die Krieger zu wilder Tapferkeit zu entflammen; aber 
sie ertötet auch im Menschen das Streben nach Besserung seiner Lage und nach 
Vervollkommnung. Daher sind die meisten Länder, die jetzt unter mohamme¬ 
danischer Herrschaft stehen, herabgekommen und verarmt, obgleich sich dort im 
Altertume oft die blühendsten Völker befanden. Anzuerkennen ist jedoch, daß 
die meisten Mohammedaner treu uud eifrig die Vorschriften erfüllen, die ihnen 
ihre Religion in bezug auf Gebet, Waschungen und dergleichen giebt. 
3. Wodurch erklärt sich die rasche und weite Verbreitung der Lehre 
Mohammeds? (Außer aus den oben angeführten Gründen auch aus der 
Uneinigkeit der Christen, die nicht selten die Mohammedaner unterstützten und 
mit ihnen Bündnisse abschlössen, statt ihnen gemeinsam entgegenzutreten) 
7. Karl der Große. (768—814.) 
1. Die letzten Werominger. Karl der Hammer. Pipin der Kurze. 
Darbietung. 1. Die letrtcn Merowinger. Die Nachkommen 
Chlodwigs, welche die Merowinger genannt wurden, erbten die Arglist und 
Blutgier ihrer Stammvaters. Tie Verwandten lebten oft in bitterer 
Feindschaft und verübten greuelvolle Thaten gegen einander. Dadurch 
sank die Macht der Könige mehr und mehr, dagegen regierte der erste 
Beamte des Königs, der Majordomus oder Hausmeier. Zuletzt be¬ 
hielt der König nur ein Landgut von mäßigem Ertrage; einmal im 
Jahre fuhr er in einem mit Qchsen bespannten Wagen in die große 
Volksversammlung und dann wieder nach Hause. Die ganze Verwaltung 
des Reiches aber besorgte der Hausmeier.
	        
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