schichre des Altertums; gern hörte er auch die Schriften des heiligen
Augustin, und namentlich die, welche den Titel „vom Gottesreich" führt.
Im Genuss von Wein und jedem Getränk schränkte er sich so sehr ein,
daß er während der Mahlzeit selten mehr als dreimal trank.
Im '-sommer legte er nach der Mittagsmahlzeit, während er etwas
Obst zu sich nahm und einmal trank, Kleider und Schuhe ab, wie er
nachts zu thun pflegte, und ruhte zwei oder drei Stunden. Die Möchte
brachte er in der Weise zu, daß er vier- oder fünfmal den Schlaf
unterbrach, und zwar nicht bloß wachte, sondern auch das Lager verließ.
4. Zur Erziehung seiner Kinder hielt er es für das Beste,
daß die Knaben wie die Mädchen zunächst in den Wissenschaften unter-
richtet würden, mit denen er sich selbst auch beschäftigte. Dann ließ er die
Söhne, sobald ihre Jahre es erlaubten, nach Frankensitte im Reiten,
Waffendienst und Jagen üben; die Töchter aber sollten zu Wollarbeiten
angehalten werden und fleißig mit Rocken und Spindel umgehen lernen,
auf daß sie nicht vor Unthätigfeit verkämen; überhaupt hieß er sie zu
jedweder ehrbaren Thätigkeit erziehen.
Um die Erziehung seiner Söhne und Töchter bekümmerte er sich
so sehr, daß er niemals, wenn er sich zn Hause aufhielt, ohne sie speiste
und niemals ohne sie reiste. Dann ritten ihm die Söhne zur Seite,
die Töchter aber folgten ihm, indem eigens dazu bestellte Leute seines
Gefolges zur Deckung den Zug schloffen.
5. Karls Tod. Durch feine Mäßigkeit, durch Baden und
Schwimmen und fleißige Bewegung im Freien erhielt Karl feinen Körper
gesund bis in sein hohes Alter.
Als er aber merkte, daß sein Lebensende herannahte, berief er
feinen Sohn Ludwig, sowie seine ganze Heeresfolge, Bischöfe, Äbte,
Herzöge, Grasen und Vizegrafen, und hielt mit ihnen einen Reichstag
int Palast zu Aachen, der einen ruhigen und würdigen Verlauf nahm.
Hier ermahnte er sie, gegen seinen Sohn sich treu zu erzeigen, und
fragte alle vom Höchsten bis zum Geringsten, ob sie damit einverstanden
wären, daß er seinen Kaisertitel auf seinen Sohn Ludwig übertrüge.
Bon ihnen allen erscholl die freudige Antwort, das sei eine Eingebung
Gottes. Dann, am nächsten Sonntag, legte er das Königsornat an
und setzte die Krone auss Haupt; herrlich geziert und geschmückt trat er
auf, wie es sich gebührt. Er nahm feinen Weg zur Kirche, die er
selbst von Grund auf erbaut hatte, und trat vor den Altar, auf den¬
selben ließ er die goldene Krone legen, eine andere, als die er auf dem
Haupte trug. Nachdem er mit seinem Sohne lauge gebetet hatte, hielt
er an diesen vor der ganzen Versammlung seiner Geistlichen und Großen
eine Anrede und ermahnte ihn besonders, er sollte den allmächtigen
Gott lieben und fürchten, in allen Dingen seine Gebote halten, die
Gotteshäuser hüten und schützen vor schlechten Menschen. Seinen
Schwestern und jüngeren Brüdern, den Neffen und allen Verwandten
hieß er ihn nie ermüdende Teilnahme beweisen. Weiter sollte er die
Geistlichen ehren wie Väter, fein Volk lieben wie feine Brüder, die
Hochmütigen und Verworfenen auf den Weg des Heils zu führen suchen,
ein Schützer der Klöster werden und ein Vater der Armen.