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lombardische und in Rom von einem vom Papste entsandten Kar-
dinal die Kaiserkrone (1312). Ohne aber wirkliche Macht in
Italien erlangt zu haben, starb er dort plötzlich an einem Fieber
und wurde in Pisa bestattet.
Die Päpste residierten seit 1309 auf Veranlassung des fran-
zösischen Königs in Avignon an der Rhone. Diese Zeit wird die
„babylonische Gefangenschaft" der Kirche genannt und dauerte
bis 1377.
3. Ludwig der Aayer (1314 -1347) und Ariedrich (III.) § 56.
von Österreich (1314—1330).
a) Der Thronstreit. Nach Heinrichs VII. Tode erfolgte eine zwie-
spältige Wahl. Die Habsburgische Partei wählte den Herzog
Friedrich den Schönen von Osterreich, den Sohn Albrechts I.,
die luxemburgische erhob, da Johann von Böhmen noch zu jugend-
lieh erschien, den Herzog Ludwig von Bayern aus dem Wittels-
bachischen Hause zum deutschen Könige. Ludwig wurde zu Aachen
von dem Erzbischofe von Mainz. Friedrich zu Bonn von dem Erz-
bischofe von Cöln gekrönt.
Da die schweizerischen Eidgenossen aus Haß gegen Habsburg
für Ludwig Partei nahmen, zog Friedrichs kriegslustiger Bruder
Leopold gegen sie. Aber bei dem Bergrücken Morgarten wurde
das österreichische Ritterheer vollständig aufgerieben (1315). Darauf
erneuerten die Schweizer auf ewige Zeiten ihren Bund, dem bald
noch andere Kantone, wie Luzern, Zürich und Bern, beitraten.
Auch im Kriege gegen Ludwig waren die Österreicher unglücklich.
Friedrich wurde bei Mühldorf (am Inn) geschlagen, selbst ge-
fangen genommen und auf die Burg Trausnitz in der Oberpfalz
gebracht (1322). Damit war der Thronstreit in Deutschland im
wesentlichen beendet. Nur Friedrichs Brüder verweigerten noch
Ludwig die Anerkennung. Als dieser aber bald darauf mit dem
Papst in Streit geriet, entließ er Friedrich aus der Hast mit der
Bedingung, daß er allen Ansprüchen auf die Krone entsage und
auch seine Bruder zur Anerkennung Ludwigs bewegen solle. Da
aber Friedrich seinen Bruder Leopold nicht dazu bestimmen konnte,
stellte er sich freiwillig wieder zur Haft. Ludwig nahm nun in
Aussicht, daß sie beide gemeinsam regieren solltenj dies wurde indes
von den Kurfürsten nicht bestätigt. Bald machte Leopolds Tod (1326)