Full text: Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte (Band 1)

20 Erstes Buch. I. Abschnitt: Aus der deutschen Urzeit. 
und heimischen Fleißes. Die Stärke der Technik lag in der Behandlung der 
Bronze, die man zu Platten von bewunderungswürdiger Dünnheit und Eben¬ 
mäßigkeit zu hämmern verstand, sie in Formen weiter austrieb, mit Orna¬ 
menten versah und aneinander nietete. Auch im Ausscheiden und Schmieden 
des Eisens hatte man es weit gebracht. Durchweg wurde flach und hohl 
gearbeitet. 
Die ersten Funde waren so wichtig, daß sie einer ganzen Kulturperiode 
den Namen verliehen: der Hallstattperiode. Sie kommt vor auf aus¬ 
gedehntem Gebiete, überall die gleichen Grundformen zeigend. Als ihre nörd¬ 
liche Grenze darf Gießen, Fulda, Bayreuth, bis ins Thüringische und Passau 
gelten, als südliche die Hochalpen, als östliche Ungarn, als westliche Besan^on 
und Saarbrücken, doch so, daß sie sich in Ausläufern nach allen Richtungen 
bedeutend weiter erstreckt. Ihr Schwergewicht lag im oberen Donauthale, am 
Ober- und Mittelrheine und in der Westschweiz. Besonders rein hat man sie 
den Urnenhügeln von Watsch und St. Margareten in Krain enthoben, unter¬ 
mischt mit Pfeilspitzen griechischer Zugehörigkeit, die dem vierten bis zweiten 
Jahrhunderte angehören. Im ganzen wird die Kulturgruppe während der 
mittleren Jahrhunderte des letzten Jahrtausends v. Chr. geblüht und sich 
teilweise bis an dessen Ausgang behauptet haben; westwärts ist sie vielleicht 
jünger als im Osten und Süden. Sie mag verschiedenen keltischen Völker¬ 
schaften eigen gewesen sein. 
Der Hallstatter Entdeckung im Osten entspricht eine westliche der Schweiz. 
Bei dem kleinen Dorfe Marin, am Nordende des Neuenburger Sees, stieß 
man auf einen Pfahlbau, der nach lokalem Bodenverhältnis im Fischerdialekte 
,,la Tene“ genannt wurde. Es war zumal Eisengerät, was zu Tage gefördert 
wurde, von ausgeprägtem Charakter. 
Bald mehrten sich die Funde auch anderwärts, bis man sah, man habe 
es mit einer offenbar von Westen vorgedrungenen, im ganzen jüngeren Kultur 
zu thun. Ihr Ursprung wird im mittleren und südlichen Gallien zu suchen 
sein. Von Frankreich erstreckte sie sich namentlich über die Schweiz und Süd¬ 
deutschland, wo ihre Erzeugnisse ziemlich in den gleichen Gegenden wie die 
Hallstatts vorkommen, doch so, daß die Oberdonau gegen Rhein und Westschweiz 
zurücktritt. Ihre Ausläufer verstreuten sich bis nach Norditalien, Ungarn, 
Norddeutschland, Litauen, Skandinavien, Britannien und Irland. Sie um¬ 
faßt die letzten Jahrhunderte vor Christus und dauerte bis in die römische 
Zeit hinein, am zähesten auf den britischen Inseln. Gemischte la Tene- und 
Hallstattfunde sind selten gemacht, deuten aber doch in ihrem Vorkommen 
darauf, daß beide Gruppen eine Zeitlang nebeneinander hergegangen sind. 
Die la Ttznegegenstände zeichnen sich aus durch Abrundung und kräftige 
Profilierung; am leichtesten kenntlich ist die rückwärts gebogene, aus einem 
Stücke gearbeitete Spange. Die Schwerter zeigen dünne, gerade Eisenklingen 
bis zu 13/4 Meter Länge, die sich bisweilen beim Hiebe bogen und in 
Bronze- oder Eisenscheiden von dünnem Blech staken. Der Griff ist ein 
schmaler Eisendorn mit Endknopf, durch Holz oder Horu bekleidet. Dem 
Langschwerte zur Seite behaupteten sich kürzere Stichschwerter und Dolche. 
Die Lanzenspitzen sind lanzettförmig mit starker Mittelrippe. Unter den 
Schmucksachen sind die Gürtelhaken beachtenswert, vielfach durch ein oder
	        
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