II. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 447
kundig, kriegerisch. Fühlte er sich doch am wohlsten, wenn er hoch zu Roß,
den veilchenblauen Waffenrock über dem Kettenpanzer, den vergoldeten Helm
auf dem Haupte, die dreikantige Streitkeule in der Eisenfaust, aus die Feinde
losstürmte. Seine nächste Aufgabe war die Abwehr der Byzantiner. Gegen
sie gewann er Genua und vor allem Venedig, das damals mit Byzanz
in Handelsstreitigkeiten geraten war, trieb aber freilich dadurch Genuas
alte Nebenbuhlerin Pisa auf die Seite des Lombardenbundes. Das Unter¬
nehmen gegen die Vormauer der byzantinischen Macht, Ancona, mißlang
allerdings, da nach sechsmonatlicher Belagerung ein mittelitalienisches Heer
Entsatz brachte (1173); dafür stellte der Generallegat die kaiserliche Gewalt
in Tuscieu und in der Romagna wieder her und sicherte das Mathildische
Erbe.
Die Niederwerfung der Lombarden hatte Friedrich sich persönlich vor¬
behalten. Im Herbst 1174 überschritt er den Mont Cenis mit 8000 deutschen
Rittern, dazu Böhmen und brabantischen Söldnern, nahm und zerstörte Susa
zur Rache für den Mordanschlag von 1168, dann Asti, die erste Bundes¬
stadt, worauf Pavia und Como sofort wieder zu ihm übertraten, und lagerte
sich endlich vor dem starken Alessandria. Allein die äußersten Anstrengungen
von beiden Seiten hielten sich den ganzen Winter hindurch die Wage, auch
bei einem letzten, allgemeinen Sturm (10. April 1175), so lange, bis ein
lombardisches Entsatzheer heranzog. Da gab der Kaiser die Belagerung auf,
indem er alle seine Maschinen verbrannte, und ging den Feinden entgegen.
Doch beide scheuten die letzte Entscheidung durch das Schwert, und so kam
nach kurzen Verhandlungen in Montebello ein vorläufiger Friede Zustande.
Der Kaiser sicherte den Lombarden zu, daß die Streitfragen nicht durch seinen
Machtspruch, sondern durch ein Schiedsgericht aus beiden Parteien erledigt
werden sollten, hob die Acht auf und gewährte den Lombarden den Friedens¬
kuß (17. April 1175); Alesfaudria erhielt einen Waffenstillstand. Kam der
endgültige Friede nicht bis Mitte Mai - zustande, dann stand den Konsuln
von Cremona der letzte Spruch zu. Darauf senkte das lombardische Heer
seine Fahnen vor dem Kaiser und löste sich auf, auch die deutschen Truppen
wurden entlassen.
2. Ariedrich Maröarossa und Keinrich der Löwe.
Hans Prutz, Kaiser Friedrich I. 2. Band. Danzig 1871.
In dieser Zeit trat vermutlich die Wandlung des Verhältnisses zwischen
dem Kaiser und seinem Vetter Heinrich ein.
Die gesamte Politik Friedrichs I. beruhte auf dem Verhältnis des
Kaisers zu den Welfen. Den verderblichen Streit der beiden mächtigsten
Familien des Reiches beizulegen, war Friedrich einst von den Fürsten zum
König gewählt worden; aber nicht blos eine Aussöhnung, sondern die
innigste Verbindung stausischer und welsischer Interessen war die Grund¬
lage für die Reichspolitik geworden. Um alle Kraft gegen die Lombarden
und das Papsttum konzentrieren zu können, hatte der Kaiser eine außer¬
ordentliche Erweiterung ber wiederhergestellten welfischen Macht über ihre
bisherigen Grenzen hinaus teils geschehen lassen, teils selbst veranlaßt.