II. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 451
älteste, seinem Vater in der Herrschaft über die Mark selbst, an der er schon
bei Lebzeiten Albrechts teilgenommen hatte. An Hermann, den zweiten,
kamen die reichen orlamündischen Güter in Thüringen, Franken und dem
Vogtlande, während von den jüngeren Söhnen Adalbert die eigentlichen
Stammbesitzungen der Assanier am Unterharze, Dietrich die von seiner
Großmutter Eilika herrührenden Billnngischen Besitzungen, nach deren Haupt-
burg er sich Graf von Werben nannte, und der damals jedenfalls noch
minderjährige jüngste Sohn Bernhard die Familiengüter bei Anhalt, Aschers¬
leben, Bernburg an der Saale und Elbe erhielt: wegen der ebenfalls zu
seinem Erbteil gehörigen Plötzkeschen Güter geriet dieser letzte nicht lange
danach in Streit mit dem Kaiser. Zwei andere Söhne Albrechts des Baren,
dem Alter nach vermutlich der dritte und vierte, hatten sich dem geistlichen
Stande gewidmet: Siegfried war Dompropst zu Unser Liebfrauen in Magde¬
burg und hatte vergeblich seine Anerkennung als Erzbischof von Bremen
durchzusetzen gesucht; der andere, Heinrich, war Domkanonikus und später
Propst und Vorsteher der Domschule zu Magdeburg.
Diese Zersplitterung der askanischen Macht nach Albrechts des Bären
Tode sicherte Heinrich den Löwen vollends in seiner Gewalt in Sachsen:
fast unangreifbar stand derselbe jetzt seinen zürnenden Widersachern gegenüber.
Die Macht, welche Heinrich im östlichen Sachsen durch die Beseitigung der
Rechte der übrigen Fürsten und der Großen gewonnen hatte, und die
höheren Rechte, welche er in Westfalen über den dort ungefährdet bleibenden
Grasen und Herren stehend ausübte, setzten sich zu einer wahrhaft königlichen
Machtfülle zusammen. Dieselbe reichte aus, um auch das benachbarte
Dänemark, obgleich es schon wieder zu erstarken anfing, in drückender
Abhängigkeit zu erhalten und König Waldemars Streben nach Abschüttelung
dieser lästigen Fesseln völlig zu vereiteln. Denn von der Erschöpfung, in
welche es durch den langjährigen Bürgerkrieg und den blutigen Thronstreit
verfallen war, hatte sich Dänemark unter der staatsklugen Leitung des von
dem einsichtigen Bischof Absalom von Roeskilde beeinflußten Königs Waldemar
allmählich erholt; es bedurfte nachgerade auch nicht mehr des Schutzes
Heinrichs des Löwen gegen die Slawen, deren es sich jetzt schon auf eigene
Hand erwehren konnte. Damit aber wurde das Verhältnis Dänemarks zu
Heinrich dem Löwen ein wesentlich anderes. Bisher hatte König Waldemar,
wenn er an Heinrichs des Löwen Slawenzügen teilnahm, doch nur für
feinen mächtigen Bundesgenossen gearbeitet; jetzt wollte er für sich selbst
aus diesen Unternehmungen Gewinn ziehen. So begann eben in jener
Zeit die Verbindung des Sachsenherzogs mit dem Dänenkönig sich zu lockern,
obgleich man sie eben noch durch die Verlobung der jüngeren Tochter
Heinrichs aus seiner ersten Ehe mit Waldemars erst einjährigem Sohne
Knud aufs neue zu befestigen bemüht gewesen war. Waldemar war der
Abhängigkeit, die sich bis zur Tributzahlung gesteigert hatte, müde: für
Dänemark Vergrößerung erstrebend, hatte er zunächst die Eroberung des
wichtigen Rügen beschlossen. Geschickt benutzte er die Zeit, wo Heinrich
der Löwe durch den Kampf mit den sächsischen Fürsten beschäftigt war und
ihm daher nicht entgegentreten konnte: wiederholte Züge nach Rügen führten
schließlich am 14. Juni 1168 zur Erstürmung Anconas, des auf der
29*